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Digital In Arbeit

Psychosomatik

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War ihnen bewußt, daß zwischen der Lage am Arbeitsmarkt und der Sicht der weiblichen Menstruation ein enger Zusammenhang besteht? Zwischen den Weltkriegen versuch- ten Studien die schwächenden und persönlichkeitsverändernden Ein- flüsse der Menstruation zu belegen. Nach Beginn des Zweiten Welt- krieges hingegen wurden Frauen, die wegen Menstruationsbeschwer- den dem Arbeitsplatz fern blieben, der Arbeitsscheu bezichtigt.

Ist Frauen überhaupt klar, nach welchem minutiösen Plan ihre We- henarbeit auf Effektivität überprüft wird? Und fördernde und unter- stützende Mittel nach diesem Plan und nicht nach dem persönlichen Rhythmus der gebärenden Frau verabreicht werden?

Emily Martin, Anthropologin in Baltimore, hat in ihrem Buch ver- sucht, beides aufzuzeigen: die ver- räterischen Bilder in der Sprache der Medizin und der Naturwissen- schaften über Vorgänge im weibli- chen Körper und die Sprache und das Bewußtsein von Frauen über das, was in und mit ihren Körpern geschieht, und wie sie glauben, es beeinflussen zu können.

Die Autorin legt die Ergebnisse einer Untersuchung mit 165 Frau- en verschiedener Altersgruppen, Hautfarbe und Schichtzugehörig- keit vor. Die Fülle an Interviewaus- schnitten und Zitaten läßt einen vielleicht manchmal den Faden verlieren. Aber im entscheidenden Moment schafft es die Autorin immer wieder, ihren Standpunkt klarzumachen, zu faszinieren und betroffen zu machen. Ein Buch, das Frauen wieder einmal zeigt, wie viele sie betreffende Themen von anderen behandelt werden.

DIE FRAU IM KÖRPER. Von Emily Martin. Campus Verlag, Frankfurt 1989. 272 Seiten, öS 296,40.

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