Das Comeback von David Cameron und der Freudsche Wiederholungszwang

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Lieber ein Fettnäpfchenjäger, als ein weiteres neues Gesicht, an das es sich zu gewöhnen gilt, so empfindet es derzeit Brigitte Quint. Über unbewusste, irrationale Befindlichkeiten.

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Lieber ein Fettnäpfchenjäger, als ein weiteres neues Gesicht, an das es sich zu gewöhnen gilt, so empfindet es derzeit Brigitte Quint. Über unbewusste, irrationale Befindlichkeiten.

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Als ich hörte, dass David Cameron neuer britischer Außenminister wird, stellte sich bei mir ein wohlig warmes Gefühl ein. Ich spürte Erleichterung. Die Information landete offenbar direkt auf meiner unbewussten emotionalen Empfängerebene.
Erst später dämmerte es mir. Cameron? Echt jetzt?!? Ohne ihn hätte es kein Brexitreferendum gegeben. Er war damals blind für die Stimmung im Land, ging fix von einem Verbleib aus. Alle Welt wurde Zeuge seines mangelnden politischen Gespürs. Und auch seine diplomatischen Fähigkeiten waren zum Haareraufen. Nach dem gescheiterten schottischen Unabhängigkeitsreferendum meinte er (nicht ahnend, dass die Mikrofone der Kameras angeschaltet waren): „Die Queen hat vor Freude gar nicht mehr aufgehört zu schnurren.“ Auch nach dem Tod der Monarchin hatte er freizügig aus dem royalen Nähkästchen geplaudert.

Es heißt, in den allermeisten Büros würde bis heute PowerPoint, Excel und Word bevorzugt. Obwohl es zig innovativere Office-Programme gibt. Oder dieser Trend zu Retromarken. Während es Newcomer-Labels auf dem Markt schwerhaben, greifen Konsumenten massig zu Levis, Fila, Birkenstock. Viele favorisieren es auch, jedes Jahr an denselben Urlaubsort zu fahren. Weil es dort so herrlich unaufgeregt ist, einen nichts überfordert, der Stressfaktor sich minimiert. Wenn das Vertraute gegenüber dem Unvertrautem bevorzugt wird – Freud hatte dafür den Begriff „Wiederholungszwang“ geprägt.

Obwohl mir die ständigen weltpolitischen Umbrüche so zusetzen, dass ich mich unbewusst an jedes bekannte Gesicht auf der internationalen Bühne klammere, verwehre ich mich gegen diese Diagnose.

Während ich Google nach Cameron befragte, stellte sich bei mir ein wohlig warmes Gefühl ein. Am Modehimmel ist ein neuer Designerstern aufgegangen: Samantha Cameron – die ehemalige First Lady. Cefinn heißt ihr Label, und es soll vielbeschäftigte, urbane Frauen ansprechen. Angeboten werden vor allem All-in-one-Outfits für den Alltag. Auf Camerons Homepage, die mir gänzlich unvertraut war, bedroht mich rein gar nichts. Dort bin ich tiefenentspannt, kann mich fallenlassen, ruhe in mir.

Ein herzliches Willkommen zurück, Familie Cameron!

Lesen Sie auch die Quint-Essenz "Beverly Hills 90210: 44 heilige Minuten" oder "Bitte verhaften".

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