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Ein dummer Teufel

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MEPHISTO LÄCHELT. 10 Jahre Welttheater Monte Carlo. Ein Tatsachenbericht. Von Bernd Roland. Schweizer Druck- und Verlagshans. Zürich. 1904. 44 Seltrn.

Man kann nicht immer seriöse Bücher lesen oder schreiben. Wenn also ein Autor über Monako schreibt und nicht die politische Geschichte des Fürstentums erzählen, sondern spannende und vergnügliche Begebenheiten um das Spielkasino schildern will, so soll uns das recht sein. Schade, daß Mephisto diesmal die Dinge mit den Augen des kleinen Moritz sieht. So sah er die Russen vor dem ersten Weltkrieg: „Der Sekt fließt buchstäblich in Strömen.” Will er damit sagen, daß solche Leute nur Champagner getrunken und jeden sonstigen Schaumwein ausgeschüttet hätten? O nein: „Es gibt Fürsten und Großfürsten, deren Diener dafür sorgen müssen, daß auch während einer Spazierfahrt immer Sekt und Wodka im Kofferraum der eleganten Equipage mitgeführt werden.” Diese elegante Equipage mit Kofferraum hätte ich gerne gesehen…! Bei einem russischen Millionär wieder muß „ständig Weinbrand angewärmt sein”; es ist allerdings ein bürgerlicher Millionär — dies vielleicht der Grund, warum er keinen Kognak verlangt hat. Aber was sind Millionäre und Fürsten! Mephisto sieht den Kaiser Franz Joseph selbst: Dieser läßt sich mit einer griechischen professionellen Schönheit ein, die ihn „in einem hauchdünnen Morgenrock” empfängt und von ihrem Zuhälter erpressen läßt. Beleg? „Bekanntgeworden ist diese Geschichte durch die Griechin, die ihr Erlebnis einem englischen Reporter erzählte.” Ja, wenn sie’s selber gesagt hat… ! Und zur Herstellung solcher Bücher wird aus dem Holz schöner Bäume Papier gemacht.

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