Erdbeben im Nordwesten Syriens: Der Albtraum im Albtraum

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„Das sind Desaster, die passen nicht ein Leben, sondern vielleicht in 100 Leben, und ich frage mich, was diese Menschen überhaupt noch aushalten können, ohne zusammenzubrechen“.

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„Das sind Desaster, die passen nicht ein Leben, sondern vielleicht in 100 Leben, und ich frage mich, was diese Menschen überhaupt noch aushalten können, ohne zusammenzubrechen“.

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Der Nahost-Korrespondent Karim El-Gawhary hätte seine Worte treffender nicht wählen können: „Man kann sich das Leben dieser Menschen kaum vorstellen. Dort leben drei Millionen syrische Binnenflüchtlinge. Die wurden in den letzten Jahren aus ihren Häusern vertrieben, leben zum großen Teil unter der Armutsgrenze, wurden immer wieder bombardiert – von russischer Seite, vom Regime. Letztes Jahr gab es einen Cholera-Ausbruch. Und jetzt eben dieses Erdbeben. Das sind Desaster, die passen nicht in ein Leben, sondern vielleicht in 100 Leben, und ich frage mich, wie das diese Menschen überhaupt noch aushalten können, ohne zusammenzubrechen.“

El-Gawhary sprach über die Provinz Idlib im Nordwesten Syriens. Eine Region, in der seit zwölf Jahren Bürgerkrieg herrscht: Gegenüber der Zivilbevölkerung in den mehrheitlich kurdischen Gebieten besteht seit August 2022 eine Blockade. Verhängt vom syrischen Machthaber Assad. Er verwehrt seinen Landsleuten den Zugang zu Treibstoff, lebenswichtigen Gütern, medizinischer Versorgung. Gegenwärtig erschwert nicht nur ein heftiger Wintersturm die Bereitstellung humanitärer Hilfe, sondern auch sein Regime. Dieses hat trotz der Katastrophe keine weiteren Grenzübergänge zur Türkei geöffnet. Der einzige bestehende Übergang wird nun zum Nadelöhr für die Hilfe der Erdbebenopfer – die Straßen dorthin sind beschädigt, der nächstgelegene Flughafen außer Betrieb. Für die kommenden Tage sind Schnee und heftiger Regen angesagt.

Gegenwärtig sind nur die „Weißhelme“ vor Ort. Eine private Zivilschutzorganisation, die seit 2013 in dem von der Opposition kontrollierten Gebiet aktiv ist. „Diesmal werden wir wenigstens bei der Arbeit nicht bombardiert, wie das normalerweise der Fall ist“, kommentierte der Chef der „Weißhelme“ die Lage. „Das sind Desaster, die passen nicht ein Leben, sondern vielleicht in 100 Leben, und ich frage mich, was diese Menschen überhaupt noch aushalten können, ohne zusammenzubrechen“. Karim El-Gawhary hätte seine Worte treffender nicht wählen können.

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