Osterhasenrechnung

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Brigitte Quint über den österlichen Gruppenzwang, wenn es ums Geld ausgeben geht.

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Brigitte Quint über den österlichen Gruppenzwang, wenn es ums Geld ausgeben geht.

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Der gemeine Österreicher gibt im Schnitt 90 Euro für das Osterfest aus – das behauptet der Handelsverband, mit Verweis auf eine Studie, die er selbst in Auftrag gegeben hat.

Die Meldung, dass meine Mitmenschen für irgendetwas Geld ausgeben, bringt mich meist auf die Idee, Geld auszugeben. Es ist dieser Gruppenzwang, der mich hier in seine Mangel nimmt. Zu Ostern beschenke ich nur Familienmitglieder, die an den Osterhasen glauben. Also meinen Sohn. Und in sein Osterkörbchen kommen ein Schokohase (drei Euro), eine Handvoll Schokoeier (vier Euro), fünf gefärbte Biohühnereier (fünf Euro) und ein Pixi-Buch (ein Euro).

Ostern kostet mich demzufolge 13 Euro. Hätte ich zwei Kinder, wären es 26 Euro. Drei Kinder schlügen mit 39 Euro zu Buche. Vier mit 54 Euro. Aus der Osterperspektive ist ein Einzelkind also ein Schnäppchen. Vor allem wenn man es insofern gebrieft hat, dass vom Osterhasen keine großen Würfe zu erwarten sind.

Freilich sähe es der Handelsverband lieber, wenn mein Sohn ein Louis-Vuitton-Skateboard (17.000 Euro) oder dieses „Monopoly“- Spiel aus Kalbsleder (7000 Euro) bekäme. Wenigstens pochte er darauf, dass ich mein 90-Euro-Durchschnittssoll erfüllen soll.

Es ist nicht die Aufgabe des Handelsverbandes, auf den tieferen Sinn des Osterfestes hinzuweisen. Aber diese 90-Euro-Botschaft ist bigott. Sie soll mir das Geld aus der Tasche ziehen – und mir anhand einer Studie einreden, mich dem Gruppenzwang zu beugen.

Ich kenne Politiker, die genau über solche Aktionen stolperten. Schon klar, sie ließen die Statistiken schönen. Der Handelsverband ist hoffentlich integer. Die Quint-Essenz: Der gemeine Österreicher gibt im Schnitt 90 Euro für das Osterfest aus. Eine Erkenntnis, die mich maximal verunsichert.

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