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Super im Supermarkt

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Wenn man es genau betrachtet, oder vielleicht auch ein bißchen ungenau, dann ist unser ganzes Leben nichts anderes als so etwas wie ein Supermarkt.

Hier wie dort heißt es verdienen und ausgeben, kaufen und verbrauchen, aufnehmen und ausscheiden, Mist machen und Mist wegräumen.

Ein Nudelsieb zum Beispiel. Wenn es durchsiebt ist sozusagen, dann bietet der Supermarkt Ersatz. Wenn die Nudeln ausgegangen sind, der Supermarkt hat sie. Wenn die Nudeln im Magen liegengeblieben sind, der Supermarkt hat den Schnaps, der Ihnen wieder auf die Beine hilft. Wie gesagt, der Supermarkt ist sozusagen Mädchen für alles. Er hat alles, er macht alles, er kassiert alles. Sogar das vielgepriesene Immaterielle bietet er: Eine gewisse Wärme, die sogar Sandler und deren Verwandte anzieht, kostenlose ganztägige Musikkulisse für Anspruchslose und ab und zu ein spannungsgeladenes Preisrätsel für Glücksritter von der harmlosen Gestalt.

Wer sich Heizkosten und Regenschirm sparen will, der ist mit einem Supermarkt super bedient.

Gratiskostproben, angefangen von neuartigen Kaffeemarken über Ziegenkäsekreationen bis hin zu Puddingmischungen, können den Alltag des Supermärktlers schon versüßen, wenn's nur sein Magen aushält.

Und wer die angebotenen Computerspiele einmal alle von vorn bis hinten durchgespielt hat, der braucht sich auch nicht mehr über Langeweile beschweren. Einen Nachteil hat so ein Supermarkt natürlich schon auch, er sperrt am Abend zu. Das ist natürlich schon sehr hart, schließlich ist das Verstecken hinter Waschpulvertrommeln und das Einsperrenlassen nicht jedermanns Sache.

Obwohl man natürlich sagen muß, daß einem in so einem Supermarkt auch nach Dienstschluß sozusagen so gut wie nichts abgeht. Fernseher, Stereogeräte, Abendessensortiment, ja sogar Betthupferl und Lattenrostmatratze samt verbilligtem Bettzeug stehen bereit.

Etwas unangenehm kann natürlich diese Art von Supermarktnutzung für passionierte Langschläfer werden. Das unsanfte Erwachen zwischen Geschäftsleitung, Verkäufer und ersten Kunden kann einem schon dJe gemütlichste Morgenstimmung vermiesen. Aber wer nichts wagt, der gewinnt auch nichts, das ist ein altes Lied.

Wie gesagt, ein Supermarkt bietet einfach alles; aber wo viel Licht ist, da ist auch mancher Schatten, da macht auch so ein Supermarkt keine Ausnahme. Aber das soll niemand davon abschrecken, sich ganz und gar auf Supermarkt umzustellen. Schließlich ist es immer noch besser unsanft in einem gutsortierten Supermarkt zu erwachen, als hungrig und vor Kälte zitternd auf einer Parkbank einzuschlafen. Nicht umsonst heißt der Supermarkt super, oder?

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