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Vorn oder vorwärts

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Sie wollen in den Omnibus einsteigen, lieber Freund, doch weil Sie vorn einsteigen wollen, ruft der Schaffner: „Rückwärts einsteigen!“ „Ist doch klar!“ sagt jemand. „Man steigt immer rückwärts ein. Vorne steigt man ja aus ...“

Nun, gar so klar ist das auch wieder nicht, lieber Jemand! Es ist sogar sehr unklar. Noch mehr: es ist unrichtig. Man steigt nicht rückwärts ein, sondern — hinten!

Das Pferd hat vorn den Kopf — und hinten den Schweif, nicht rückwärts! Das Gegenteil von vorn ist eben nicht rückwärts, sondern hinten. Zum Vorderteil gehört das Hinterteil, zum Vorderlader der Hinterlader, zu Vorderstoder haben wir Hinterstoder... Also hat auch der Omnibus ein Vorn und ein Hinten.

Die Sache wäre nicht so schlimm, wenn es das Wort „rückwärts“ nicht wirklich gäbe — nur eben in anderer Bedeutung. Das Wort „rückwärts“ bedeutet ja das Gegenteil von „vorwärts“, gelt? „Vorwärts!“ kommandierte der darum berühmt gewordene Marschall Blücher, der „Marschall Vorwärts“. Wer aber geht rückwärts? Meines Wissens nur der Krebs.

Also rückwärts einsteigen? Wir danken bestens! Wir steigen immer vorwärts ein, auch wenn wir — hinten einsteigen. — Atelier rückwärts im Hofe? Eingang rückwärts? Notausgang rückwärts? Alles Unsinn! Atelier, Eingang und Notausgang sind hinten! Wer es nicht glaubt, lese dieses und vieles andere Amüsante und Interessante nach in dem neuen Büchlein „Plaudereien über den richtigen Sprachausdruck“ von J. V. Stummer, das jüngst in dem Welser Verlag Leitner erschienen ist.

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