Was glücklich macht

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Oft sind es die kleinen Dinge, die das Leben lebenswert machen. Eine Kolumne über morzgnädige Enten und stocknarrische Exilbayerinnen.

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Oft sind es die kleinen Dinge, die das Leben lebenswert machen. Eine Kolumne über morzgnädige Enten und stocknarrische Exilbayerinnen.

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Ob der Schneckenplage hatte sich meine Mutter vergangenen Sommer indische Laufenten zugelegt. Mein Sohn durfte ihnen Namen geben. Paul und Paula. Paul wurde im Herbst von einem Habicht tödlich verletzt. Er wurde durch Herbert ersetzt. Den Namen hat mein Neffe ausgesucht. Geschmäcker sind verschieden.

Jedenfalls hat Paula im Februar angefangen, Eier zu legen. Im April hat sie sich draufgesetzt und gebrütet. Sie ließ niemanden in die Nähe ihres Nestes. Keiner wusste, auf wie vielen Eiern Paula tatsächlich sitzt. Jetzt wissen wir es. Es waren elf. Im Garten meiner Mutter laufen nun elf wuschelige gelbe Küken herum. Alle hinter Paula her. Herbert steht laut meiner Mutter unbeholfen herum, pickt mal hier, mal dort und weiß nichts mit sich anzufangen. Paula dagegen hat es morzgnädig. Das sagen wir in Bayern zu jemandem, der vielbeschäftigt ist. Morzgnädig ist sozusagen die bayerische Übersetzung für busy.

Stocknarrisch sagen wir zu meinem Gemütszustand. Das ist eine Mischung aus Wut und Weinerlichkeit. Ich sitze in Wien und nicht bei den Enten. Warum ich nicht hinfahre? Die Grenzüberquerung zwischen Bayern und Österreich ist zur Odyssee geworden. Paula und Herbert rührt das wenig. Dagegen geht mir die Familienneugründung unter die Haut. Paula und Herbert sind nicht irgendwelche Enten, die Nachwuchs gekriegt haben. Sie mischen das Leben meiner bayerischen Familie auf. Sie zaubern jedem ein Lächeln ins Gesicht. Selbst meinem Vater, der wirklich oft grantig schaut.

Diese Küken sind ein Beweis dafür, dass das Leben weitergeht. Dass es immer wieder einen Grund zur Freude gibt. Eine Ente setzt sich auf elf Eier, und schwuppdiwupp ist nichts mehr, wie es war. Ente gut, alles gut.

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