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Rechte Recken und blaue Buben

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Daß das neue „Handbuch des österreichischen Rechtsextremismus" für beträchtlichen politischen Wirbel sorgen wird, ist klar. Ebenso klar ist aber auch, daß mit diesem neuesten Werk des „Dokumentationsarchivs des österreichischen Widerstandes" wohl das Standardwerk über den österreichischen Rechtsextremismus vorliegt. Ausgehend von einer ausführlichen wissenschaftlichen Rechtsextremismus-Definition von Willibald I. Holzer dokumentiert und kommentiert das Autoren-Kollektiv - neben Wolfgang Neugebauer und Brigitte Bailer vom „Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes'' unter anderem auch Anton Pelinka, Gerhard Botz, Gustav Spann, Susanne Breuss und Fritz Hausjell — penibel den Werdegang der heimischen Rechtsextremen-Szene, von radikalen Neonazi-Gruppierungen bis hin zur FPÖ.

Großen Wert legen die Herausgeber auch auf eine strenge Begriffsunterscheidung zwischen Rechtsextremismus und Nationalsozialismus.

Die Frage, ob die FPÖ und Jörg Haider als rechtsextrem einzustufen sind, beantworten Bailer/Neugebauer mit einem klaren Ja: Demnach sind die Freiheitlichen zu einer „auf die Person Jörg Haider zugeschnittenen, autoritären Führerpartei geworden, in der extrem rechts stehende, deutschnatio-nale Kräfte ideologisch dominieren, eine klare Abgrenzung zum Nationalsozialismus fehlt und einige wenige Liberale zur Tarnung und Täuschung der Öffentlichkeit gehalten werden. Nach dem Bruch vom Februar 1993 (dem Zerwürfnis mit Heide Schmidt und der Abspaltung des Liberalen Forums; Anm. d. Red.) ist diese Camouflage nicht mehr möglich."

„Seit 1986 Jörg Haider in Innsbruck Bundesparteiobmann wurde, hat die FPÖ eine Integrationsfunktion für rechtsextreme Kreise erlangt", meint Bailer im furche-Gespräch: „Gleichzeitig ist eine Radikalisierung der Neonazi-Szene festzustellen."

Akribisch werden im „Handbuch" Personen, Organsiationen und Pdblikationen, die als rechtsextrem eingestuft werden sowie die einschlägigen „Vorfeldorganisationen"- darunter auch jene „Schnittstellen" zwischen der FPÖ und der Szene rechts von ihr — aufgelistet. Ebenso dokumentiert werden die internationalen Verbindungen der rechten Recken sowie die gängigen „revisionistischen" Autoren und ihre Publikationen.

HANDBUCH DES ÖSTERREICHISCHEN RECHTSEXTREMISMUS

Hrsg. vom Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes. Deuticke Verlag, Wien 199). 655 Seiten. 40 SW-Fotos. öS 398.-.

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