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Roms Universität ist ein Trümmerfeld

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Die von echten und unechten Studenten zwei Wochen lang besetzte und schließlich aufgegebene Universitätsstadt Roms bietet ein trostloses Bild: Hörsäle sind verwüstet, Wände sind mit Aufschriften gegen die kapitalistische Gesellschaftsordnung und die „feudalistischen Barone” - gemeint sind damit die Ordinarien - beschmiert, da und dort fehlt ein Katheder, den man auf die Straße geworfen und dem Feuer übergeben hat. Ein Laboratorium ist um 50 Mikroskope im Wert von insgesamt 50 Millionen Lire erleichtert worden.

Der angerichtete Schaden wird auf eine halbe Milliarde Lire geschätzt. Was aber noch ärger ist: die ganze Universitätsstadt wird von Polizeieinheiten wie eine Festung besetzt gehalten; die Hochschule wurde auf unbestimmte Zeit geschlossen - wohlverstanden: auf Antrag des linksextremen Rektors. 140.000 Studenten kön nen jetzt, selbst wenn sie es wollten, keine Vorlesungen und Seminarien mehr besuchen. Die Versuchung, zu protestieren statt zu studieren, ist noch größer als zuvor. Jetzt läßt sich sogar dagegen protestieren, daß man nicht studieren kann! Das Ende der italienischen Studentenrevolten ist noch nicht abzusehen.

Die Versuchung ist groß, eine Stadt oder ein ganzes Land zu loben, in dem solches nicht passiert. Die Genugtuung kann sich als trügerisch erweisen. Was in Italien geschehen ist und wohl weiter geschehen wird, ist das Ergebnis einer Entwicklung, die anderswo bereits eine Vergangenheit, oder vielleicht auch eine Zukunft hat, wenn Professoren und Studentengruppen mit den von ihnen bewußt oder unbewußt vorgetragenen marxistischen Theorien eine solche ermöglichen.

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