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Rote Zelle

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(Salzburger Landestheater: „Bruder Eichmann“ von Heinar Kipphardt) Was die meisten bei dieser Kolportage überhört haben: Das Stück ist von einem Psychiater geschrieben, der die Pille seiner Ideologie überaus geschickt verpackt hat. Der kleine Eichmann in uns redet sich natürlich aus jeder Schuld heraus. Aber: Die Tendenz des Stücks ist ebenso antijüdisch wie antiamerikanisch.

Denn keine der Analogszenen in dieser österreichischen Erstaufführung läßt auch nur eine winzige Andeutung zu, daß im Marxismus-Leninismus zum Beispiel der Archipel Gulag angesiedelt ist, den Kipphardt hätte kennen müssen. Vietnam ist sicher kein Ruhmesblatt in der Geschichte der USA, Ariel Sharon kein Erzengel. Eichmann aber auf einen Archetypus zu reduzie

ren, die anderen zu Kriegshetzern hochzustilisieren, ohne zu sagen, daß im Osten dasselbe gespielt wird, hat mit gezielter Indoktri- nierung zu tun. Das ist Agitprop- Theater, nicht Zeitgeschichte, ist Rote Zelle. Regisseur Federik Mirdita war kraß einseitig, Hubert Berger als Eichmann groß- f artig.

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