Die Filmverieiher haben nunmehr erreicht, was zu befürchten war und sie seihst herbeigeführt haben: die totale Filmflaute — es sind zu wenig (synchronisierte) Filme da, um den Markt zu beliefern … Infolge ihrer blinden Abneigung gegen den „künstlerisch verdächtigen“ und daher geschäftlich nicht todsicheren „gehobenen“ Film, wozu auch mangelnde Fachkenntnis kommt, ist nun eine Lücke eingetreten und es gibt keine Filme für die Kinos… Jahrelang wurde von den deutschsprachigen, auch hiesigen Verleihern der niveauvolle ausländische Film boykottiert — nun stehen sie da und wissen nicht, was sie in den Kinos laufen lassen sollen… Aber lernen werden sie daraus bestimmt nichts —’ dazu sind" šie zu geldgierig’ und borniert. Sollen sie nur die Folgen erleben!
Und so kommt es, daß diese Woche der beste, empfehlenswerteste und auch wirklich unbedingt sehenswerte Streifen ein sowjetischer Dokumentarfilm über tierische Verhaltensforschung ist. „Können die Tiere denken?“ von Felix Sobo- lew, eine filmtechnisch und farblich ebenso perfekte wie faszinierende und verblüffende Studie über das Denkvermögen — oder zumindest, für den Skeptiker, Ansätze davon — bei jenen Lebewesen der Schöpfung, die länger als unsere Rasse die Erde bewohnen. Instinkt? Reflexe, bedingt durch Dressur auf Nahrungserhalt? Wie ißt dann die Erfindung des Werkzeugs, der Waffe zu erklären? Der Film gibt viel Anlaß und Stoff zum Nachdenken, zur Diskussion! Im Abendprogramm wird dann Grigori Kosinzews großartige Verfilmung von „König Lear“ wiedergezeigt, ebenfalls ‘ein Film zum* Ansehen!
Wer allerdings den Marseiller Gangstenfilm „Borsalino“ (1969) mit Jean-Paul Belmondo und Alain Dėlon in halbwegs guter Erinnerung hat, sollte sich keineswegs von der allein auf brutal-sadistische Effekte aufgebauten, dramaturgisch unlogischen und thematisch leeren Fortsetzung „Borsalino & Co.“ verlocken lassen. Diese üble Kommerzspekulation ist einer der unnötigsten Filme der letzten Jahre …
