Den Prozeß der Säkularisierung zu Beginn der abendländischen Neuzeit sieht der Theologe Wolfhart Pannenberg begründet in der Kirchenspaltung und deren sozialen und politischen Folgen, nicht aber in den Ideen der Renaissance oder des Atheismus. Diese These zur Frage der historischen Ursachen der kulturellen Säkularisierung ist gegenwärtig aber ebenso umstritten wie die Überlegungen des Autors zu den Folgeproblemen dieses Prozesses und den Aufgaben der Theologie.
So sieht der Autor im Verlust einer verbindlichen Sinnorientierung die letzte Konsequenz dieser Entwicklung, sieht in der abendländischen Sinnkrise aber gleichzeitig neue Chancen für die Kirchen. Unreflek-tiert bleibt hier die Frage, ob das Postulat eines überirdischen Lebenssinnes wirklich die Basis einer vernünftigen Theologie sein kann, wenn diese gleichzeitig an der Unveränderlichkeit irdischer Un-rechtszustände festhält.
Für manche Leser verwunderlich bleibt auch, daß der Autor feministische Theologien und die Befreiungstheologie als übermäßige Anpassung an die moderne Kultur interpretiert und als bloße Modeerscheinung disqualifiziert.
CHRISTENTUM IN EINER SÄKULARISIERTEN WELT. Von Wolf hart Pannen-berg. Verlag Herder, Freiburg 1988.80 Seiten, öS 8420.
