7072673-1993_07_03.jpg
Digital In Arbeit

Salman Rushdie als Warnsignal

Werbung
Werbung
Werbung

Seit vier Jahren lebt der britische Schriftsteller Salman Rushdie in permanenter Lebensgefahr. Mürbe geworden, hat er versucht, durch Umdeutung seines inkriminierten Romans „Die Satanischen Verse” eine Art „Schadensbegrenzung” zu erreichen. Vergeblich. Zum Jahrestag am 13. Februar erneuerten die Machthaber in Teheran ihren Mordaufruf.

Die an Galilei erinnernde Frage, ob das Buch wert ist, dafür zu sterben, braucht nicht mehr gestellt zu werden. Erstens richtet sich das Werk inhaltlich und formal gegen seine fundamentalistischen Angreifer. Und im Gegensatz zum Westen nehmen die Mullahs das Wort noch ernst. Zweitens deutet nichts darauf hin, daß Rushdie durch Widerruf „Gnade” finden könnte.

Falsch wäre es, daraus den Schluß zu ziehen, jeglicher Dialog mit „orthodoxen” Moslems wäre sinnlos. Denn abgesehen von der Tatsache, daß der türkische Autor Äziz Nesin plant, das Buch auf Türkisch zu veröffentlichen, muß ein gläubiger Moslem keineswegs hinter dem Mordaufruf stehen, auch wenn er die in den „Satanischen Versen” enthaltene Geisteshaltung ablehnt.

Berechtigtermaßen, wenn auch etwas naiv, fordert der westdeutsche P.E.N.-Club Wirtschaftssanktionen gegen den Iran. Es wäre das erste Mal, daß der Westen Ethik über ökonomische und politische Interessen stellt. Der seit dem Golfkrieg II wieder zum begehrten Partner gewordene „Gottesstaat” ist - und das beweist die erneuerte Todesdrohung - nach wie vor ein Feind der Demokratie und ihrer Werte. Deshalb ist den Amerikanern, die so gerne in Schwarz-Weiß-Kategorien denken, anzuraten, Vorsicht walten zu lassen.

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung