6992407-1986_49_01.jpg
Digital In Arbeit

Scheinfromme Mun-Fassade

Werbung
Werbung
Werbung

In absehbarer Zeit die Weltpolitik beherrschen will — nach eigener Aussage — die Mun-Sekte. Mit ihren verschiedenen ideologischen Institutionen befindet sich die Gründung des Nordkoreaners Sun Myung Mun - rund 150 Fassaden-Organisationen gehen auf ihn zurück - auf dem langen Marsch durch die Institutionen.

Frankreich, Schweiz und jetzt auch Österreich sind Ziele einer Mun-Offensive, die mit striktem Antikömmunismus Fundamentalisten sowohl im politischen als auch im wissenschaftlichen und im religiösen Bereich sammeln und zur politischen Kampf-Elite ausbilden will.

CAUSA INTERNATIONAL heißt der ideologische Zweig der Mun-Sekte, der mit der Internationalen Kulturstiftung — ebenfalls eine Mun-Gründung — seit kurzem aus der Schweiz operiert, und vor allem Geistliche der verschiedenen Religionsgemeinschaften auf ihre Verpflichtung, gegen den Marxismus in Ost und West zu kämpfen, aufmerksam machen will. Und das alles unter der Parole: Geistliche und Wissenschaftler aller Länder, vereinigt euch!

Mit einer schlagfähigen Vereinigung (das ist der Oberbegriff für alle Anstrengungen der Mun-Sekte) will man eine schlagkräftige „Antwort auf die Herausforderung des atheistischen Marxismus“ geben.

Ein Hauch von Exklusivität umgibt CAUSA INTERNATIONAL. Geld spielt keine Rolle. Man trifft sich in Hotels der Luxusklasse.

Erst unlängst waren „Experten“ aus der Bundesrepublik Deutschland, aus Österreich und der Schweiz zu einem von CAUSA organisierten Seminar ins Hüton-International in Zürich-Kloten geladen, um über Strategien zu debattieren, wie man Sympathisanten für einen neuen Kreuzzug gegen den Kommunismus gewinnen könne.

CAUSA spielt gekonnt mit dem Begriffsinstrumentarium jener Zielgruppen, die es zu überzeugen gut. Den Geistlichen kommt man mit „Vereinigung“ und „Ökumene“, bei Wissenschaftlern versucht man, zum „Krieg für die Errungenschaften des Geistes“ zu mobilisieren.

Das „Eisen der Lanze“ gegen den Kommunismus müssen — laut Genfer CAUSA-Verantwortli-chem Yves Nidegger-„die religiöse Welt und die Geistlichen“ sein.

Für CAUSA ist der Widerstand gegen den Totalitarismus (!) nicht nur eine Angelegenheit der verschiedenen Kirchen, sondern der gesamten Menschheit mit Gewissen.

Bedauert wird von CAUSA in der Schweiz bloß, daß die Organisation — obwohl sie von Privatpersonen und „irgendwelchen Unternehmen“ Zuwendungen erhielt — noch zu wenig Financiers und Mitglieder besitzt, die in Mitteleuropa systematisch Sympathisanten anheuern.

Reagiert auf die Umtriebe der Mun-Sekte haben bis jetzt japanische katholische Bischöfe und die Schweizer Arbeitsgruppe für neue religiöse Bewegungen der Bischofskonferenz und der Evangelischen Kirchen.

Für diese Arbeitsgemeinschaft steht fest, daß es sich bei Sun Myung Mun, seiner Vereinigungskirche und den diversen Teilorganisationen wie etwa CAUSA um Bestrebungen handelt, „ein politisch-wirtschaftlich-religiöses Weltreich“ zu errichten.

Interessant ist, welche Kreise CAUSA besonders anspricht: Auf der Liste der französischen rechtsextremen „Nationalen Front“ sind zwei Mitglieder der Mun-Sekte in die französische Nationalversammlung gezogen. Darauf hat die französische „Union der Vereinigungen zum Schutz der Famüien und des einzelnen“ aufmerksam gemacht.

Querverbindungen von CAUSA bestehen auch zu Vereinigungen, die sich mit der Verfolgung religiöser Menschen in kommunistischen Ländern befassen. In diesem Zusammenhang wird oft auch der Name von „Christian So-lidarity International“ (CSI, in Zürich ansässig) genannt; desgleichen Organisationen, die von Europa aus etwa die „Contras“ in Nikaragua finanziell unterstützen — so etwa die Schweizer „Vereinigung Freies Nikaragua“.

Diese Organisation steht in Verbindung mit der Antikommunistischen Weltliga des amerikanischen Generals a. D. John Singlaub und hat das Gros der Hilfe an die Contras geleistet, nachdem der US-Kongreß die offizielle Hilfe der Vereinigten Staaten an die Söldner des Triumvirats eines Adolfo Calero, eines Arturo Cruz und eines Enrique Bermudez si-stiert hatte.

In Österreich hat es in Zusammenhang mit einer Diskussion über das Schicksal der baltischen Staaten im Umfeld des KSZE-Folgetreffens enorme Aufregung gegeben: Unter den Teilnehmern war auch CSI vertreten — ohne zu wissen, daß das sogenannte „Forum Ost“, das die Podiumsdiskussion organisiert hatte, zum Großteil von der Vereinigungskirche der Mun-Sekte getragen wird.

österreichische wie Schweizer CSI-Vertreter haben jedenfalls eine Kooperation mit CAUSA energisch zurückgewiesen. Warum? „Weil wir—obwohl wir gegen den Marxismus kämpfen - genau wissen, daß nicht nur der Kommunismus eine Gefahr für die Menschenrechte ist“ - so der Präsident von CSI, Pastor Hans Stük-kelberger.

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung