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Schmiergeld oder Spenden?

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Gleich zweimal ist der Vatikan jüngst in die Negativschlagzeilen geraten. Zum ersten ist es die Vatikanbank IOR und zum anderen der „Gesundheitsminister", Kardinal Fiorenzo Angelini. Beide Male geht es um Schmiergelder.

Elf Jahre nach der Verwicklung der IOR-Bank in den Zusammenbruch der Mailänder Ambrosiano-Bank ermittelt die Staatsanwaltschaft, ob über die Vatikanbank bis 90 Milliarden Lire an führende italienische Politiker geflossen sind. Diese Summe soll ein Teil der insgesamt 150 Milliarden Lire gewesen sein, die 1991 und 1992 im Zusammenhang mit der Bildung und Wiederauflösung des Chemiekonzerns Enimont von dem Unternehmen Montedison an Politiker geflossen sein sollen.

IOB ließ über den vatikanischen Pressesaal verbreiten, die Bank sei zu einer loyalen Zusammenarbeit mit den Behörden bereit, um den Skandal aufzuklären. Aber bisher sei noch kein Ersuchen von der Staatsanwaltschaft eingegangen.

Ganz anders Kardinal Angelini - ihm wird vorgeworfen, er habe von Arzneimittelfirmen Gelder erhalten und sich für diese Firmen beim Gesundheitsministerium eingesetzt. Die Bestätigung für diesen Vorwurf kam von Duilio Poggioli-ni, dem ehemaligen Direktor im Gesundheitsministerium, und dem Pharmazieunternehmer Sergio Dompe. Der Kardinal hat diese Vorwürfe zurückgewiesen. Er erklärte, daß er niemals zugunsten von Arzneimittelfirmen beim Ministerium interveniert habe.

Auch der vatikanische Pressesprecher Joaquin Navarro-Valls erklärte, der Kardinal habe die italienischen Arzneimittelhersteller „niemals zu Spenden ermuntert" und diese hätte „für ihre Beiträge niemals Gegenleistungen in welcher Form auch immer vom Vatikan verlangt". Üblich sei, so Na-varro, daß der „Päpstliche Bat für die Pastoral im Gesundheitswesen" in der ganzen Welt um Spenden für die von ihm organisierten internationalen Kongresse bitte.

Wie dem auch sei, unangenehm für den „Heiligen Stuhl" sind beide Vorwürfe. Ein bitterer Beigeschmack haftet jedenfalls beiden Affären an.

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