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Schüsse gegen den Krieg

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„Es ist Unsinn, uns Vorwürfe zu machen, weil wir aus Gründen der Vernunft keine waghalsigen Reiterstücke ausführen!", wehrte sich Victor Adler auf der Reichskonferenz der österreichischen Sozialdemokraten Anfang November 1916 gegen den Vorwurf der Linksradikalen, die Parteiführung unterstütze die Kriegspolitik der Regierung.

Durch die Ermordung des Ministerpräsidenten Karl Graf Stürgkh am 21. Oktober 1916 -vor 75 Jahren - war der Konflikt zwischen Vater und Sohn Adler, der Konflikt zwischen gemäßigten Sozialdemokraten und Linksradikalen offen ausgebrochen.

Friedrich Adler, Chefredakteur der Monatszeitschrift „Der Kampf, war mit 37 Jahren kein jugendlicher Schwarmkopf mehr. Stürgkh hatte die Möglichkeiten der Parlamentarier, gegen den

Krieg Stellung zu nehmen, beschränkt. Adler sah keine andere Möglichkeit des Protestes als das Attentat auf den Ministerpräsidenten, den er im Hotel Meißl und Schaden am Neuen Markt erschoß.

Sein Protest sollte gleichzeitig auch Tendenzen in der eigenen Partei gelten, sich den „gegebenen Tatsachen" des Kriegs anzupassen. In zwei viel beachteten Reden vor dem Ausnahmegericht im Mai 1917 legte er seine Argumente dar.

Adler wurde zum Tod verurteilt, nur die zum Regierungsantritt Kaiser Karls erlassene Amnestie rettete ihm das Leben. Nach der Revolution 1918 wurde er aus dem Gefängnis entlassen. Das Angebot seiner Genossen, die Kommunistische Partei mitzube-gründen, lehnte er ab, um die Dominanz der Sozialdemokraten auf der Linken zu erhalten.

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