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Schweigen in Osteuropa

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Als sich am Vorabend des Kriegsbeginns am Golf ein paar hundert Demonstranten am Budapester Vörösmarty-Platz einfanden, mußten sie Hohn und Spott über sich ergehen lassen. Die Presse schrieb tags darauf, es sei unangebracht, hier in Ungarn gegen die Amerikaner und NATO-Truppen zu protestieren, als seien diese die Aggressoren und der Diktator Hussein ein „Friedensengel". Die seriöseste Tageszeitung Ungarns, „Nep-szabadsäg", kommentierte: „ Nach dem Krieg wird der Nahe Osten nicht mehr ein solch gefährliches Machtzentrum sein, das die internationalen Verhaltensformen mißachtet... Überdies normalisiert sich... der Ölmarkt."

Auch in Rumänien, in der CSFR, in Bulgarien und Jugoslawien verschweigen alle Seiten geflissentlich, daß nicht nur die Erste Welt, sondern auch sie selbst Waffen und Anlagen lieferten, damit der Irak Krieg gegen Khomeini führen konnte und das Giftgasgemetzel gegen die Kurden möglich wurde. In der ungarischen Puszta, bei Brünn, im rumänischen Dobrudscha-Gebiet und in den bosnischen Bergen Jugoslawiens stehen die Produktionsanlagen, die Irak hochrüsten halfen. Nirgends gibt es eine Demonstration vor den Toren dieser Kriegsfabriken, selbst in den „freien" Medien kein Wort über die Vergangenheit.

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