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Sedlmayrs Beispiel

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Er ließ sich von den Schwärmern nicht beirren. Uber die schwachen Charaktere, die in jeder neuen Mode Stärkung suchen, sah er hinweg. Vereinfachende Begriffe wie „klassisch" und „modern" hatten für ihn keine Bedeutung. Auch die Gotik wurde ja einst von den Autoren der aufbrechenden Renaissance als „modern" bezeichnet und verworfen ... Mit Worten war es nicht getan. Es galt, die Wirkung des Geistes in der Materie zu untersuchen.

Hans Sedlmayr, der Kunsthistoriker, der nun im 89. Lebensjahr von uns gegangen ist, war, nach den Worten des Salzburger Professors für Kulturwissenschaft, Mohammed Rassem, „ein stets aktiver, im Grunde optimistischer Christ". Seiner Aktivität hat Salzburg nicht weniger zu verdanken als das Gesetz zur Altstadterhaltung. Das Wirken in der Gegenwart war für Hans Sedlmayr selbstverständlich, da er gewohnt war, in großen Zeiträumen zu denken. In diesen fand das Heute seinen Platz: Als Segment eines universellen Geschehens. Wenn Sedlmayr die Entstehung der Kathedralen, das Werk PieterBrueghels oder Fischer von Erlachs untersuchte, um nur drei Beispiele zu nennen, zeigte er — bei aller wissenschaftlicher Ausführlichkeit — immer wieder den Schöpfungsakt, der im künstlerischen Wollen hervortritt, die Welt widerspiegelt und verwandelt.

Seine große Analyse der Moderne, das Werk „Verlust der Mitte" (1948), findet heute gerade unter den Jüngeren viele Leser. Sie suchen nach neuen Orientierungspunkten. Hans Seldmayrs Weltsicht hilft, im Wandel das Beständige zu begreifen.

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