6991976-1986_47_19.jpg
Digital In Arbeit

Sehnsucht bauen

Werbung
Werbung
Werbung

Die Ausstellung „Wiener Bauplätze“ im österreichischen Museum für angewandte Kunst findet erfreulicherweise eine Fortsetzung: In einem Vortragszyklus „Architektur oder Bauen“ beschäftigte sich der erste Vortrag von Raimund Abraham (New York) mit der „Realität des Ungebauten“. Damit wird eine schon lange fällige Dimension für Architekturgespräche eröffnet, die bisher von einem überholten Ästhetikbegriff belastet waren.

Abraham geht zu den Wurzeln von Architektur zurück; er versucht sie in Einschnitten, Zeichensetzungen, in der Aura eines Ortes, der Bedeutung des Horizontes, in Unendlichkeit, Endlichkeit und Grenze, Raum und Zeit — und Sehnsucht begreifbar zu machen. Architektur ist für ihn ein Projekt der Sehnsucht, das seinen ersten Kompromiß durch die Zeichnung erlebt. Wichtig ist bei diesem Bemühen, daß Sensibilisierung wach wird als wichtigste

Voraussetzung für das, was Architektur sein könnte. Abraham gibt einem überall spürbaren Un-Geist Schuld an der Situation der Architektur, wie er durch die folgende Bemerkung eines Architekten charakterisiert ist: „Ich bin kein Moralist, ich habe keine Ideologie, aber ich weiß genau, was ich will!“

Genausowenig wie triviale Programme können staatlich befugte Architekten gute Architektur hervorbringen. Man stelle sich staatlich befugte Komponisten, Maler oder Bildhauer vor!

Die Zeichnungen von Abrahams bildgewordener Sehnsucht können eine Ahnung davon vermitteln, welchen Weg eine solche sensibilisierende Architektur-Entwicklung gehen könnte. Es wäre schön, wenn man ihn aus den USA zurückholen könnte, immerhin ist er ein Österreicher.

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung