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Servus!

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Alles deutet darauf hin, daß der Slogan der österreichischen Fremdenverkehrswerbung zu einem echten Schlager wird, wenn auch in leichten Abwandlungen des „Servus in Österreich“.

In Österreich und Bayern versteht „Servus“ jeder.-Schließlich sind wir beide streng katholisch und lange genug in der lateinischen Kirchensprache aufgezogen worden. Servus heißt bekanntlich der Diener, der Knecht, und die Grußform soll die untertänige, hilfsbereite Ergebenheit gegenüber dem begrüßten Gast zum Ausdruck bringen.

Seien wir mal optimistisch und gehen wir von der Interpretation aus, daß Hotellerie und Gastronomie in Österreich sich als Diener des ausländischen Gastes verstehen. Damit würden sie versprechen, daß sie ergeben, bescheiden und „geschämig“ (gschamig) sein wollen, also nicht ausgschamt, unbescheiden, Kämpfer um jeden Schilling, der sich nie ergibt.

Die andere Variante des „Servus in Österreich“ wäre nämlich die Einladung an ausländische Gäste, herzukommen und sich als zahlende Diener in der österreichischen Fremdenverkehrswirtschaft zu verdingen. Schließlich dienen die Urlaubsgäste ohnehin in erster Linie der Amortisierung von Investitionen, der Inbetrieb-haltung sämtlicher Bergbahnen, Schifferl und Freizeitsport-Einrichtungen .

Nicht konsequent durchdacht ist die Tatsache, daß eine feministische Variante für die weiblichen Feriengäste fehlt: nämlich „Serva“, die Dienerin, die Magd, die Dirne. Ich frage mich, wie lange sich Österreichs Emanzen diese Diskriminierung der Frauen gefallen lassen werden? Soll etwa die „Serva in Österreich“ nicht international empfohlen werden, die „ergebene, gehorsame Magd“ im Dienste des zahlenden Gastes?

Nun kommt aber noch die vorwiegend wienerische Variante hinzu: das „Servas“. Hier stellt sich die Frage, ob es sich nur um unzulängliches Latein handelt oder ob nicht vielleicht das wienerische „Servas in Österreich“ ein klassischer österreichischer Kompromiß wäre: nämlich die geschlechtsneutrale Kombination von Servus und Serra.

Aber kann auch der nicht katholisch oder humanistisch vorgebildete Amerikaner, Japaner und Piefkinese überhaupt mit Servus oder Servas was anfangen? Da kann man davon ausgehen, daß die bei dem Slogan sowieso vermuten werden, es sei eigentlich „Service in Österreich“ gemeint, aber halt „typisch österreichisch“ falsch geschrieben. Das finden aber dann alle so komisch und sympathisch, daß sie wieder gerne in ein Land fahren, dem sie geistig so hoch überlegen sind.

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