6855592-1977_14_09.jpg
Digital In Arbeit

Slowenischimterricht in der kalten Dorfkirche

Werbung
Werbung
Werbung

Vor’ dem Bezirksgericht von Tol- mezzo im friaulischen Karnien wurde in der zweiten Hälfte des Monats März ein langwieriger Streit zwischen der Schullehrerin und dem Pfarrer von Uggowitz (Ukve, Ugovizza) im Kanaltal endlich geschlichtet. Die Lehrerin gab dabei die Erklärung ab, sie habe persönlich nichts gegen den vom Pfarrer eingeführten Slowenischunterricht und der Pfarrer war bereit, die Hälfte der Prozeßkosten zu übernehmen. In seiner Auseinandersetzung mit der Lehrerin hatte er sich in seinem Pfarrblatt „Ukve“ einiger ironischer Bemerkungen über grammatikalische Fehler in einem von der Lehrerin veröffentlichten Leserbrief nicht enthalten können, worauf die Lehrerin Anzeige wegen Verspottung machte. Es handelte sich bei all dem nur um die Spitze eines nationalpolitischen Eisbergs.

Die zum größten Teil slowenischsprachigen Ugowitzer hatten sich, als der alte Pfarrer in den Ruhestand trat, an den Erzbischof von Udine gewandt, um neuerlich einen slowenischen Pfarrer zu bekommen, was auch geschah. Neben Religionsunterricht erteilte der neue Pfarrer den Kindern auch Unterricht in Slowenisch, da es in der ganzen Provinz Udine keine slowenischen Schulen gibt, Gottes Wort aber in der jeweiligen Muttersprache zu verkünden ist.

Der neue Pfarrer bekam nun vom Schuldirektor in Tarvis, in Erwartung einer schriftlichen, die mündliche Erlaubnis zur Abhaltung einer wöchentlichen Slowenischstunde neben dem Religionsunterricht. Zum Slowenischunterricht wurden 24 Kinder angemeldet. Während der dritten Stunde erschien die besagte Lehrerin und erklärte, die Klasse müsse geräumt werden, der Slowenischunterricht erfolge ohne Erlaubnis der Schulbehörde. Die Slowenischkurse müßten’somit während des Wirrte#s in der kalten 1 Dorfkirche Tortgeführt werden.

Der ganze Auftritt war um so unverständlicher, als in derselben Schule schon eine ganze Weile Deutschkurse für Erwachsene liefen, und dies ebenfalls nur mit mündlicher Erlaubnis der Schulbehörde in Tarvis.

Die Ereignisse von Uggowitz fanden starkes Echo in slowenischen und italienischen Zeitungen.

Die Interventionen, Solidaritätskundgebungen von allen Seiten und die Kommentare in der Presse verfehlten nicht ihre Wirkung. Die schriftliche Erlaubnis für den Slowenischkurs in Uggowitz wurde n chgereicht, aber die Problemik zwischen Pfarrer und Lehrerin fand erst dieser Tage ihren glücklichen Abschluß.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung