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Solness ist abgestürzt

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Regisseurin Anna Badora hat sie nicht in den Griff gekriegt, Henrik Ibsens Story vom Baumeister Solness, der die Menschen seiner beruflichen Umgebung nur zur Befriedigung seiner baumeisterlichen Allmachtsphantasien benutzt und sich durch die Frauen rundum von seiner männlichen Midlifecrisis erlösen lassen möchte. Das 1892 uraufgeführte Werk - dessen Personencharakterisierung allzu flach erscheint - in unser Jahrhundert zu verlegen, verstärkt die Unglaubwürdigkeit der Geschichte vom ehrgeizigen Emporkömmling durch eine Veränderung des Milieus. Auch die vermeintliche männliche Selbstverwirklichung mit einer viel jüngeren Frau hatte zu Ende des 19. Jahrhunderts andere Voraussetzungen als heute.

Danebengegangen ist diese Aufführung im Wiener Volkstheater aber auch der beiden Hauptdarsteller wegen: Michael Rastl als Solness strahlt weder die Pseudo-Attraktivi-tät eines „Baulöwen" aus noch reicht sein graumelierter Machocharme fürs junge Weibchen. Magdalena Felixa als junge Hilde Wangel ist von zu unangenehmer fahriger Aufdringlichkeit, als daß sie den älteren Mann wirklich locken könnte. Anke Schubert als des Baumeister gemütskranke Frau, Rainer Frieb als zu weicher Hausarzt, Fritz Hammel als heranwachsender Solness-Konkurrent und Judith Keller als abgelegte Buchhaltungssklavin verändern leider nichts Entscheidendes an diesem Abend.

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