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Solti in Paris

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Für sein erstes offizielles Auftreten als Direktor des Orchestre de Paris hatte Georg Solti mit Bar-töks „Musik für Streichorchester, Celesta und Schlagzeug“ und „Herzog Blaubarts Burg“ ein Programm gewählt, das seinen vor einem Jahr gemachten Prognosen standhielt. Damals äußerte der zukünftige Chefdirigent die Absicht, möglichst viel modernere Musik spielen zu lassen und das Niveau des Orchesters bedeutend zu heben. Man kann bereits jetzt sagen: Solti hat das Orchester auf die Zielgerade gebracht. Französische Orchester reagieren auf Dirigenten sehr emotionell, wobei sie der persönlichen Ausstrahlung oft mehr Bedeutung beimessen als den technischen Fähigkeiten. So ist es zu erklären, daß sie unter berühmten Künstlern oft nachlässig und unsauber spielen. Was unter Karajan in zu seltenen Konzerten wahrgenommen wurde, existiert bei Solti wieder: klangschöne Streicher, äußerste Präzision, auch was die Nebenstimmen betrifft, und vor allem fortdauernde, ja mit der Zeit sogar „crescendierender“ ausdrucksvoller Vortrag.

Christa Ludwig und Zöltan Kelp-men, beide in bester Form, sangen Judith und Blaubart in der Originalsprache. Dank gebührt G. Solti, der mit seiner hochdramatischen Leitung dieser eigenartigen Musik ihre ganze Größe gibt. „Herzog Blaubarts Burg“ ist — neben „Pelleas und Melisande“ — ein wunderbares und fast einzigartiges Beispiel der „symbolischen“ Theaterlyrik. Nur weil die Musik die Personen verkörpert, erreicht der rein lyrische Text Bela Bälaszs' die unerschöpfliche Wahrheit des Mythos.

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