Die bemerkenswerteste Eigenheit Hugo von Hofmannsthals ist merkwürdigerweise seine Legende. Schon Hermann Bahr sprach von einer sagenhaften Figur, als er in „Zur Kritik der Moderne“ den mysteriösen Loris („es konnte nur ein Franzose sein“) vorstellte. Genauso unbestimmt ist das erste französische Porträt Hofmannsthal, der bei Edmond Jaloux ein „clubman aristocra- tique“ wird. Und gibt nicht heute noch die Vaterschaft eines „Rosenkavalier“, eines „Jedermann“ unserem Dichter einen konventionellen Anstrich? Trügerisch also diese allzu brillante Ausstrahlung Hofmannsthals….
Unter den französischen Städten, die sich der Annäherung der Völker durch Kunst und Geschichte widmen, ist Straßburg im Elsaß wohl einzigartig. Politische Tradition, künstlerische Vergangenheit, und Zweisprachigkeit strömen in dieser Stadt zusammen, und wirken mit, um eine ,hohe^d#e^4.^päi^h*n JCultur weiter iu beleben. Jedes-' Jahr im Sommer finden Musikfestspiele statt, die sich als „die ältesten in Europa“ vorstellen.Heuriges Thema war „Wien und seine Musik“: eine Reihe verschiedener . Konzerte, die Mozart, Haydn („Nelson-Messe“ vom Straßburger Rundfunkorchester
Prokofieffs „Romeo und Julia“ (vom Ballett der Lyoner Oper aufgeführt) und Haydns „Schöpfung“ waren die Kernpunkte eines Übergangsprogramms bei den heurigen Aixer Festspielen.Die Kosten für die Opernaufführungen waren im Laufe der Jahre derart gestiegen, daß das Casino Municipal d'Aix Thermal (die Aixer Städtische Spielbank) — früher alleiniger Veranstalter der Festspiele — auf eine finanzielle Unterstützung des Ministeriums für Kulturelle Angelegenheiten angewiesen war. Ferner erwies sich die kleine Festspielbühne aus der Zeit der Gründung als technisch immer
Genau auf vier Wochen Spielzeit kann der neue Pariser Operndirektor Rolf Liebermann zurückblicken: auf vier erfolgreiche Wochen, in denen er im Rekordtempo drei große Opernpremieren, Mozarts „Hochzeit des Figaro“, Glucks „Orpheus und Eurydike“, Wagners „Parsifal“ und eine Ballettgala auf die Bühne des Palais Garnier gebracht hat, einen „Troubadour“ (Premiere: 2. Mai) und einen Varese-Abend (25. Mai) vorbereitete und zugleich auch alle vertraglichen Neuregelungen mit Chor, Orchester, Ballett und Technik durchsetzen konnte, also gerade mit jenen Gruppen, an deren Eigenleben,
Die Wiener Junifestwochen bringen schon seit vielen Jahren ihre zu-Recht berühmten Produktionen, die Pariser Sommersaison brillierte erst heuer zum erstenmal. Da sind zunächst die Abonnementkonzerte des Orchestre de Paris: Zahlreiche Uraufführungen modernerer Musik, zum Beispiel „Altitudes“ von J. Martinon — Komponist und Chefdirigent des Orchestre National, oder „Prelude pour la Genese“ von J. Charpentier, von „Superstarsolisten“ aufgeführt, rufen lebhaftes Interesse hervor. Man hörte auch, cosa rara, Mozarts Konzertarien, unter anderem das schöne KV 383 und Lieder von
Für sein erstes offizielles Auftreten als Direktor des Orchestre de Paris hatte Georg Solti mit Bar-töks „Musik für Streichorchester, Celesta und Schlagzeug“ und „Herzog Blaubarts Burg“ ein Programm gewählt, das seinen vor einem Jahr gemachten Prognosen standhielt. Damals äußerte der zukünftige Chefdirigent die Absicht, möglichst viel modernere Musik spielen zu lassen und das Niveau des Orchesters bedeutend zu heben. Man kann bereits jetzt sagen: Solti hat das Orchester auf die Zielgerade gebracht. Französische Orchester reagieren auf Dirigenten sehr emotionell, wobei sie der
Die Pariser musikalische Saison begann dieses Jahr mit einem Höhepunkt. Vor allem war nach langem Harren die gut gelungene Wiedereröffnung der Oper mit einer anspruchsvollen „Walküre“ zu verzeichnen. Durch gründlich verbesserte Arbeitsbedingungen (insbesondere was die Zahl und Dauer der Proben betrifft), die im veralteten Palais Garnier tatsächlich als Revolution gelten, konnte der Gastdirigent Lovro von Matacic aus dieser, in Paris bisher immer lieblos heruntergeleierten Partitur ein beseeltes, feuriges Orchesterepos schaffen, welches endlich der schönen symbolischen (und fast
Die vor kurzem zu Ende gegangenen Musikfestspiele in Aix en Provence waren dieses Jahr von besonderer Wichtigkeit, da eine neue Oper „Beatris de Planissolas“ —> 5 dialogues- musicaux — von Jacques Charpentier und R. Nelli (Textbuch) welturaufgeführt wurde.Eine aus der Geschichte der „Catarren“ genommene Begebenheit gab den Autoren die Idee für das Werk ein. Eine adelige Dame, Beatris, verteidigt sich vor dem Inquisitionsgericht des Bischofs Fournier gegen die Anklage, sie hätte ein sündiges Verhältnis mit dem ketzerischen Pfarrer P. Clergue gehabt. Charpentier schreibt:
„Frische Nahrung, neues Blut” erhielt das Pariser Musikleben seit dem Auftreten von Georg Solti am Pult des „Orchestre de Paris”. Der zukünftige Direktor dieses französischen Luxusorchesters (Solti wird nach Charles Munch und Karajan im Jänner 1972 die Leitung übernehmen) hat große Begeisterung und Jubel mit der Aufführung der Neunten Symphonie von Gustav Mahler entfacht. Die Werke des Wieners sind für die Pariser noch sehr fremd, besonders die Neunte, die am Zusammenfluß vieler einander entgegengesetzter Strömungen steht. Sie alle ließ Georg Solti durch brillantes und
Unter allen französischen romantischen Schriftstellern ist Balzac mit Stendhal und Baudelaire einer von denen, die zur Musik eine enge, dauerhafte Beziehung hatten. Von Kindheit an, teilt uns seine Schwester mit, „kratzte er stundenlang auf einer kleinen roten Geige, und man las von seinem strahlenden Gesicht ab, daß er in sich schöne Melodien hörte“. Später, in seiner ersten Wohnung in Paris, Rue Lesdiguieres, wollte er ein Klavier auf den Dachboden bringen lassen. „Übst Du immer an Deinem Klavier — ich will sparen, damit ich auch eines kaufen kann“, schreibt er in jener Zeit seiner Schwester.
Schließlich war in seiner späteren Schriftsteller-Tätigkeit die Musik zugleich die einzige Erholung (und — ein Reizmittel wie der Kaffee) das ihm erlaubte, seine literarische „Zwangsarbeit“ fortzusetzen. „Seitdem ich Ihnen geschrieben habe, gab es nur Arbeit in meinem Leben. Doch nicht geringe Unmäßigkeit im Musikhören hat sie unterbrochen.“