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Pariser Musiksommer
Die Wiener Junifestwochen bringen schon seit vielen Jahren ihre zu-Recht berühmten Produktionen, die Pariser Sommersaison brillierte erst heuer zum erstenmal. Da sind zunächst die Abonnementkonzerte des Orchestre de Paris: Zahlreiche Uraufführungen modernerer Musik, zum Beispiel „Altitudes“ von J. Martinon — Komponist und Chefdirigent des Orchestre National, oder „Prelude pour la Genese“ von J. Charpentier, von „Superstarsolisten“ aufgeführt, rufen lebhaftes Interesse hervor. Man hörte auch, cosa rara, Mozarts Konzertarien, unter anderem das schöne KV 383 und Lieder von Richard Strauss, gesungen von Elisabeth Schwarzkopf und vom Orchester mustergültig begleitet. Das königliche Theater des Schlosses Versailles war ein prächtiger Rahmen für die Aufführungen von Rossinis „Cenerentola“, dargeboten vom Teatro Regio di Torino, und im bezaubernden Theätre de la Reine — im Garten des Schlosses Versailles — fand ein vielbejubelter Liederabend der russischen Mezzosopranistin Elena Obratzowa statt.
Aber das eigentliche künstlerische Ereignis dieses Sommers war die Wiederbelebung der Berlioz-Oper Benvenuto Cellini. Seit der 1838, durch eine Kabale, mißlungenen Premiere in Paris wurde das Werk nur äußerst selten gespielt. Durch die neue Produktion der Pariser Oper konnte jetzt ein langjähriger Irrtum berichtigt werden. „Benvenuto Cellini“ ist nämlich als ein schönes Beispiel der „großen französischen Oper“ zu betrachten, mit besonderem Gebrauch der Chöre und des Balletts und prachtvoller Inszenierung. Zur Zeit der Romantik war die Handlung eher melodramatisch, was man besonders bei den „kreuzverwickelten“ Opern Meyer-beers beobachten kann. Tatsächlich geht auch Berlioz etwa den selben Weg, indem er die durch den Vater des Mädchens verbotene Liebe Cellinis und Teresas durch Serenaden, Schwüre, Lügen und Maskenzüge (der bekannte Römische Karneval) zu Tage treten läßt. Besonders interessant ist aber die Philosophie Berlioz', die sich hier im Spiegel von Cellinis Charakter entfaltet. Die melodisch profilierte Arie Cellinis im 3. Akt „Seul pour lutter, seul avec mon courage“ — (Allein um zu kämpfen, allein mit meinem Mut), drückt eine verhüllte Traurigkeit aus: mit Cellini harrt der Künstler vergeblich auf die Liebe, denn wenngleich diese in Erfüllung geht, ist die Genugtuung nur oberflächlich: die kühnste Tat, das Schaffen, die Kunst, bleibt eine einsame Tat und das Genie wird zur drückenden Last.
Dazu kommt noch die Originalität der Partitur. Zum Unterschied vom Polymorphismus eines Meyerbeer (der bekanntlich nach dem Geschmack des Publikums schrieb) hat Berlioz einen hochdramatischen und zugleich immer eigenständigen Stil gefunden. Er behandelt das Orchester als Mitspieler, als wirklichen Partner der Solisten, dessen bunte instrumentale Farben und symphonische Kraft bald allein die leidenschaftlichste Stimmung hervorruft — zum Beispiel in den Zwischenspielen — bald eine den Sängern gemäße, vom Innern belebte Handlung schafft. Auch der Gebrauch alter Stilformen — Fugati und polyphone Chöre — erweist sich als sehr glücklich, und die Ensembles und Finali wirken auf den Zuhörer nicht minder als bei Verdi.
• Bei den Darmstädter Ferienkursen für Neue Musik wurden Werke von Kagel und Stockhausen aufgeführt, darunter Wiederholungen der Werke „Stimmung“ von Stockhausen und „Acustica“ von Kagel.
• „Dantons Tod“ von Gottfried von Einem wurde 25 Jahre alt. Seit der Uraufführung bei den Salzburger Festspielen 1947 wurde das Werk an mehr als 40 Bühnen inszeniert. Es ist in fünf Sprachen übersetzt und für Rundfunk und Fernsehen mehrfach produziert worden.
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