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Musik aus Wien

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Unter den französischen Städten, die sich der Annäherung der Völker durch Kunst und Geschichte widmen, ist Straßburg im Elsaß wohl einzigartig. Politische Tradition, künstlerische Vergangenheit, und Zweisprachigkeit strömen in dieser Stadt zusammen, und wirken mit, um eine ,hohe^d#e^4.^päi^h*n JCultur weiter iu beleben. Jedes-' Jahr im Sommer finden Musikfestspiele statt, die sich als „die ältesten in Europa“ vorstellen.

Heuriges Thema war „Wien und seine Musik“: eine Reihe verschiedener . Konzerte, die Mozart, Haydn („Nelson-Messe“ vom Straßburger Rundfunkorchester aufgeführt), Schubert (Liederabend Hermann Prey), Mahler („Lied von der Erde“, mit Ludwig, Kollo, Solti/Orchestre de Paris) aber auch der alten Musik (Hamoncourt), der Wiener Schule (Liederabend C. Herzog) und der Familie Strauß (W. Boskovsky) gewidmet wurden. Man freut sich besonders, daß Mahler mit zwei Konzerten gefeiert wurde. 1905 kam er her, damals schon anläßlich der Festspiele, um seine 5. Symphonie zu dirigieren. Gleichzeitig kam auch Richard Strauss, um seine „Sinfonia domestica“ zu dirigieren, und Romain Rolland wurde beauftragt, eine Kritik zu den beiden Konzerten zu schreiben!

Die Straßburger Philharmonie hat heuer die 2. Symphonie Mahlers unter der Leitung ihres Chefdirigenten Alain Lombard als Eröffnungskonzert gespielt (Solisten: Herzog, H. Watts). Die Fortschritte dieses Orchesters sind bemerkenswert, sowohl stilistisch als auch rein technisch. Das kann sich Ai. Lombard zum Verdienste anrechnen; nun in Straßburg ansässig, unternimmt er viel, auch als Generalmusikdirektor der „Opera du Rhin“, von der man bald eine neue „Luisa Miller“ in Aix-en-Pro-vence sehen wird.

Im Vergleich dazu war „Mozart im Kabarett“ (im malerischen Keller der „Brasserie du Dauphin“) von der Mannheimer Singakademie aufgeführt fehl am Platze. Volkstümlicher Jubel paßt nicht zu den schlichten, doch graziösen Arien (KV 152-303-307-349-517, unter anderem „Oiseaux, si tous les ans“, „Dans un bois soli-taire et sombre“).

Das Niveau der Straßburger Musikfestspiele spiegelt genau die Ansprüche des Publikums wider: man trifft sich hier unter Elsässern und Nachbarn aus Freude am Beisammensein, im Rahmen eines altmodischen, lieben Musikvereins. Kaum denkt man an Stars und Spitzenleistungen ...

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