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Im Übergang

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Prokofieffs „Romeo und Julia“ (vom Ballett der Lyoner Oper aufgeführt) und Haydns „Schöpfung“ waren die Kernpunkte eines Übergangsprogramms bei den heurigen Aixer Festspielen.

Die Kosten für die Opernaufführungen waren im Laufe der Jahre derart gestiegen, daß das Casino Municipal d'Aix Thermal (die Aixer Städtische Spielbank) — früher alleiniger Veranstalter der Festspiele — auf eine finanzielle Unterstützung des Ministeriums für Kulturelle Angelegenheiten angewiesen war. Ferner erwies sich die kleine Festspielbühne aus der Zeit der Gründung als technisch immer ungenügender. So wartet man ungeduldig auf eine Renovierung. 1974 wird man endlich den Meisterwerken von Purcell, Mozart, Rossini und Verdi, auf der neuen Bühne im bildschönen „Theatre de PArchev6ch6“ aufgeführt, beiwohnen können.

Das Orchestre de Paris unter der Leitung von Josef Krips brachte heuer eine meisterhafte Aufführung von Haydns „Schöpfung“ zu Gehör. Dieses Werk gehört bekanntlich zu den „Paradepferden“ des Dirigenten. Bis in die kleinsten, schwierigsten Stellen (besonders im 2. Teil) beseelt er die Partitur. Mit Heather Harper, Horst Laubenthal, Gwynne Howell hatte er in jeder Hinsicht qualitätsvolle Partner. Man merkte sich die junge, sehr flexible Stimme H. Harpers, den perfekten Oratorienstil des englischen Basses und die schöne lyrische Tenorstimme Horst Laubenthals. Der Chor des tschechischen Rundfunks wirkte sehr zuverlässig mit. Doch kam aller

Elan vom Dirigenten. Durch „richtigste andantissimi Tempi“, ziemlich schroff gestellte Forti, Piani, Sauberkeit und Klarheit der Orchesterbegleitung, wußte er den „symphonischen“ Charakter des Werkes ins rechte Licht zu rücken.

Hier sei dem Rezensenten erlaubt, ein anderes Konzert desselben Dirigenten zu erwähnen: mit dem Orchestre de l'Opera Mozarts drei letzte Symphonien, und zu bemerken, wie unvergleichlich Josef Krips den Stil und Glanz der Wiener Klassik zur Geltung bringt.

Verschiedene andere Ensembles (Secolo Barocco, Ensemble Instrumental de France) und Solisten (Pierre Barbizet, France Clidat — Klavier) musizierten in malerischen alten Schlössern und Klöstern (Chäteau de la Gaude, Chäteau du Tholonet, Abbaye de Silvacane) und trugen mit dazu bei, dem Besucher der Aixer Festspiele 1973 — trotz eines „Ubergangsprogrammes“ — gute Qualität anzubieten und eine glückliche Erneuerung vorausahnen zu lassen.

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