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Sperrige Wahrheit

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Gottfried Bachl, Dogmatikprofessor in Salzburg, hat bereits während seiner Linzer Lehrtätigkeit seinen Studenten Proben seiner Prosa zur Kenntnis gebracht. Diese und neu dazugekommene Texte legt er nun einem breiteren Publikum vor. Es handelt sich dabei um ein knappes Dutzend Texte, die Bachl bescheiden „theologische Prosa“ nennt. Dabei charakterisiert diese Bezeichnung die Gedankengänge des Theologen treffend: Hier liegen keine verschwommenen Ergüsse in der Art mancher Theologenpoesie vor, sondern nüchterne und präzise Auseinandersetzungen mit sperrigen Wahrheiten des Christentums.

Die Titelerzählung handelt von dem (allzu-)menschlichen Wunsch, frei wie ein Engel vom „Schmerz der Erfahrungen“ die „Weisheit der Kenntnis“ zu haben. Ein Verlangen, das dazu verleitet, mitleidlos über Menschen hinweg die vermeintliche Wahrheit durchzusetzen. Hier hält Bachl ein narratives Plädoyer für eine erfahrungsbezogene Theologie, die auch Ungewißheit auszuhalten wagt.

Im „Gebet zum Schutzengel der Skepsis“ am Schluß des Bandes heißt es „zersetze mir die fixen Ideen,/ verblase mir die ewige Sicherheit/ laß mich nicht aus und ein wissen“ . Da macht tatsächlich einer Ernst damit, daß, wer auf den Gott Jesu Christi setzt, Risiko, Torheit und Ärgernis aushal- ten muß.

DER BENEIDETE ENGEL. Von Gottfried Bachl. Verlag Herder, Freiburg 1987.143 Seiten, kart, öS139,—.

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