Carl Spitzweg war ausgebildeter Pharmazeut und galt als eingeschworener Sonderling. Diesem eigenwilligen Maler hat Siegfried Wichmann eine vorzügliche Monographie gewidmet. Nicht nur die aufschlußreiche Motivdarstellung, sondern auch die Kombination von nach Themengruppen geordneten Bildern, Skizzen und Zeichnungen machen die Arbeitsweise einsichtig.
Scheinheiligkeit und persönliche Eitelkeiten waren für Spitzweg eine ebensolche Herausforderung wie die Darstellung des geänderten Frauenbildes. All diese Themen setzen voraus, daß der Künstler über physiognomische Gegebenheiten genau Bescheid wußte. Zusätzlich kannte er als gebildeter Mann die Details der Kleidung, die Accessoirs, die den Dargestellten als Vertreter einer ganz bestimmten Berufsgruppe ausweisen. Nur so war es ihm möglich, in der Kritik so treffend zu sein. Am Beispiel von Themengruppen wie Bauern, Frauen, Liebespaaren, Sonderlingen - wobei die Bildvorlagen auf älteres, tradiertes Material zurückgehen können -, macht der Prachtband deutlich, wie hinterhältig Spitzweg in seine Welt zu sehen vermochte.
CARL SPITZWEG. Kunst, Kosten und Konflikte. Von Siegfried Wichmann. Propyläen Verlag, Frankfurt/Berlin 1991. 356 Seiten, öS 1.154,40.
