7104305-1995_24_08.jpg
Digital In Arbeit

Die Euro-Steckdose bleibt weiterhin eine ferne Utopie

19451960198020002020

Wieder ein Anlauf, Europas Steckdosen zu vereinheitlichen - diesmal in Wien. Aber auch hier vergeblich...

19451960198020002020

Wieder ein Anlauf, Europas Steckdosen zu vereinheitlichen - diesmal in Wien. Aber auch hier vergeblich...

Werbung
Werbung
Werbung

Wer als Österreicher in einem Hotel in Griechenland, Spanien, Zypern oder als Engländer bei uns in Österreich oder in Deutschland absteigt, kennt das Ärgernis: Der Stecker der mitgebrachten Reiseschreibmaschine oder des Haarföns paßt nicht in die dort vorhandene Steckdose.

Die EU-Kommission in Brüssel hat das seit langem erkannte Problem vor drei Jahren aufgegriffen und den Fachleuten die Prüfung einer einheitlichen europäischen Norm aufgetragen. Denn zählt man alle, auch die kleinen Unterschiede zusammen, dann kommt man auf fast 20 verschiedene Typen.

Nun ist die dafür zuständige Organisation, das Europäische Komitee für elektrotechnische Normen, am 1. und 2. Juni in Wien zusammengetreten, um neben anderen Fragen auch die eines einheitlichen Euro-Steckers zu behandeln.

Diese Frage war schon in zehn zweitägigen Konferenzen von jeweils etwa 30 Experten zur Debatte gestanden. Man hat diese Frage freilich nur am Bande erörtern und wieder dasselbe Ergebnis:- Es ist auch diesmal nichts herauskommen.

Die Interessen der einzelnen Länder gehen eben weit auseinander

Die Interessen der einzelnen Länder und ihrer Fabrikanten gehen nämlich stark auseinander. Der bei uns übliche Schuko-Stecker würde den Produzenten in Frankreich, Spanien oder Großbritannien erhebliche Umstellungen mit hohen Investitionskosten aufzwingen, von den Hausbesitzern, die ihre Steckdosen ebenfalls umrüsten

müßten, ganz zu schweigen. Und in der Zwischenzeit könnten die deutschen und anderen Hersteller von Schuko-Steckern, die jetzt in rund 60 Prozent des europäischen Marktes verwendet werden, ihre Marktposition auf Kosten der Konkurrenz ausbauen.

. Also hatte man die Idee, einen ganz neuen Euro-Stecker mit noch besserer Sicherheit zu entwickeln. Das würde aber noch mehr kosten und in der Übergangszeit überall neue Zwischenstecker erfordern.

So ist es also wieder einmal darauf hinausgelaufen, daß es zwar Normen für Gurken und für Brotaufstriche aus Obst gibt, daß wir vielleicht in absehbarer Zeit sogar eine gemeinsame europäische Währung haben werden, aber keinen einheitlichen Elektro-stecker. Und wer auf Beisen seinen Computer, Haarfön oder Tauchsieder mitnehmen will, muß halt weiterhin den schon gewohnten kleinen Zwischenstecker einpacken. Das Europa der Vielfalt bleibt uns erhalten.

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung