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Studium der Landschaft

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Demnächst kann man „Ökologie" studieren (FUR- CHE 7/1990). Und endlich auch - nicht nur im übertra- genen Sinn-die Landschaft.

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Demnächst kann man „Ökologie" studieren (FUR- CHE 7/1990). Und endlich auch - nicht nur im übertra- genen Sinn-die Landschaft.

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Bundesminister Erhard Busek hat eine wichtige politische Entscheidung gefällt: Die Studien- richtung „Landschaftspflege und Landschaftsgestaltung" an der Wiener Universität für Bodenkul- tur („Boku") ist beschlossene Sache.

Wer jähre-, ja jahrzehntelang das Werden dieses für Österreich so we- sentlichen Studiums begleitet und dabei mitgewirkt hat, hat so seine Erfahrungen. Österreich ist ein Land mit fast 90 Prozent Land- schaft. 85 Prozent der Staatsfläche sind der Land- und Forstwirtschaft gewidmet. Jedem, der nachdenkt, ist die Notwendigkeit dieses Stu- diums seit Jahren evident.

Während in vielen anderen Staa- ten schon seit Jahrzehnten Land- schaftsplanung und -pflege an wis- senschaftlichen Hochschulen in Forschung und Lehre angeboten werden, hat Österreich einen gro- ßen Nachholbedarf. Dem „Boku"- Professor Friedrich Woess war das schon vor Jahrzehnten bewußt. Und seit Jahrzehnten kämpft er für die- se Fächer und dieses Studium.

Auch ganzen Universitäten wur- de das bewußt. Aber erst Anfang der siebziger Jahre entstand das Gespräch zwischen der Bodenkul- tur und der Technischen Universi- tat Wien über die Einrichtung eines Studiums „Landschaftsökologie und Landschaftsgestaltung". Es war als Erweiterung von „Raum- planung und Raumordnung" ge- dacht.

1973 gab Wissenschaftsministe- rin Herta Firnberg den Auftrag, ein solches Studium interuniversitär vorzubereiten. An der „Boku" mel- dete sich eine Reihe von Studenten, dieses „Studium irreguläre 1975" aufzunehmen. Dafür wurde ein Stu- dienprogramm vorbereitet.

Die Verwirklichung eines Studi- ums verzögerte sich jedoch. Maß- gebende Kräfte der Technischen Universität wollten das Studium „Raumplanung und Raumord- nung" zeitlich vor „Landschafts- ökologie und Landschaftsgestal- tung". Das sogenannte gemischte Komitee der beiden Universitäten gelangte zu keinem Kooperations- modell. Leider.

Anfang 1978 faßte das „Boku"- Universitätskollegium unter mei- ner Leitung den einstimmigen Be- schluß, ein eigenes Studium einzu- richten. Seitens des Wissenschafts- ministeriums geschah dann zu- nächst nichts. Zwar verließ schon 1979 der erste „Diplomingenieur für Landschaftsökologie und Land- schaftsgestaltung" die „Boku", aber die Universität mußte - obwohl dieser „grüne Techniker" in der Öffentlichkeit gut aufgenommen wurde - weiter warten: Es fehlte das Wohlwollen des Ressorts.

Im Frühjahr 1980 unternahm das Universitätskollegium einen neu- erlichen Anlauf, „ Landschaftsöko- logie und Landschaftsgestaltung" wenigsten als Studienversuch ein- zurichten. Nach einigen Bedenken kam es im Sommer 1980 zu einer Wende - und zu Vorarbeiten für die Erstellung einer Studienordnung zum Studienversuch. Im Winterse- mester 1981/82 konnte dann mit dem Studienversuch, 1986 um wei- tere fünf Jahre verlängert, begon- nen werden. Und er erfreute sich von Anfang an großer Beliebheit: Waren es 1981/82 schon 112 or- dentliche Hörer, versechsfachte sich die Studentenzahl bis 1986/87. Im Studienjahr 1989/90 sind es bereits 1.044 ordentliche Hörer.

Aber schon Mitte der achtziger Jahre befaßte sich die „Boku" mit der weiteren Entwicklung dieses Studiums. Und im heurigen Jänner legte die „Boku"-Strukturkommis- sion unter dem Vorsitz von Hanno Richter dem Universtätskollegium - und von diesem einstimmig zur Kenntnis genommen - einen Be- richt über nötige Voraussetzungen vor, damit aus dem Studienversuch eine eigene Studienrichtung „Landschaftsplanung und Land- schaftspflege" werden kann.

Jetzt sind endgültig „Land- schaftsplanung und Land- schaftspflege" die fünfte Studi- enrichtung an der Universität für Bodenkultur in Wien. Rund zwei Jahrzehnte nach dem „Start".

Der Autor, Professor für Rechtslehre, ist Drit- ter Präsident des Wiener Landtages.

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