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Terrorismus in den USA

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Terroranschläge auf Angehörige und Einrichtungen der US-Streitkräfte in der Bundesrepublik lassen Amerikaner die bange Frage stellen: ,,Sind jetzt wir dran?" Der amerikanische Terrorismus-Experte Brian Jenkins nahm in einem Interview zu Fragen des Terrors in den und gegen die USA Stellung.

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Terroranschläge auf Angehörige und Einrichtungen der US-Streitkräfte in der Bundesrepublik lassen Amerikaner die bange Frage stellen: ,,Sind jetzt wir dran?" Der amerikanische Terrorismus-Experte Brian Jenkins nahm in einem Interview zu Fragen des Terrors in den und gegen die USA Stellung.

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Wie erklären Sie die scheinhare Immunität der Vereinigten Staaten für die Art des Terrorismus, wie er anderswo weit verbreitet ist?

BRIAN JENKINS: Die Auffassung, daß die USA relativ immun für den Terrorismus sind, ist nicht ganz zutreffend. Denn was die Anzahl terroristischer Anschläge betrifft, sind wir unter den „Top 10". Ein Grund, warum wir dazu tendieren, dies nicht zu notieren, ist, daß die Mehrzahl der politisch motivierten terroristischen Aktivitäten bei uns gegen das Eigentum gerichtet ist, nicht gegen Menschen. Trotzdem hatten wir im letzten Jahrzehnt 80 politisch motivierte Morde in den USA.

Der Terrorismus fällt in unserem Land auch nicht so auf, weil er von der gewöhnlichen gewalttätigen Kriminalität bei weitem übertroffen wird.

Aber warum gibt es in den USA so wenig stetigen, organisierten Terror, wie er etwa Spanien, Frankreich, Italien oder andere Länder heimsucht?

JENKINS: Bei uns fehlt dafür die Ba&is. Ideologische oder ethnische Konflikte sind der Motor, der in den europäischen Ländern den Terrorismus ständig antreibt. Geographisch gibt es bei uns keine Konzentrationen ethnischer Minderheiten mit eigener Geschichte und territorialen Ansprüchen. ..

Die USA sind auch jenen wesentlichen ideologischen Auseinandersetzungen entgangen, die die europäischen und asiatischen Länder im 20. Jahrhundert so entzweit haben.

Kann man die Gefahr einer massiv ausbrechenden Terrorwelle in den USA überhaupt ausschließen?

JENKINS: Nein, weil auch in der amerikanischen Gesellschaft kann es zu fundamentalen Veränderungen kommen: Etwa wenn es zu einem totalen Meinungsumschwung in der Bevölkerung zu Fragen der Wirtschaft kommt.

Wie kann das zu einem Anwachsen des Terrorismus führen? JENKINS: Es war inuner ein

Bestandteil des amerikanischen Glaubens, daß der Wohlstand praktisch keine Grenzen hat. Es könnte sich eine tiefe ideologische Kluft auftun, wenn die Leute merken, daß der Kuchen nicht unendlich groß ist.

Uber die Verteilung des Kuchens könnten bittere Kämpfe ausbrechen - ideologische Konflikte und möglicherweise Gewalttätigkeiten.

Warum haben internationale Terror-Organisationen keine spektakulären Aktionen in den USA durchgeführt, ähnlich wie sie es in anderen Ländern getan haben?

JENKINS: Tatsache ist, daß die Amerikaner im Ausland die prominentesten Ziele terroristischer Anschläge sind. Amerikanische Bürger und Einrichtungen sind zu einem Drittel in die Anschläge auf dem internationalen Parkett verwickelt. Warum nicht in den Vereinigten Staaten? Geographische Vorteile sind ein Teil der Antwort. Für einen deutschen Terroristen ist es einfach, die Grenze nach Österreich zu überqueren, wenn es in der Bundesrepublik zu heiß wird. Da ist es schon etwas anderes, den ganzen Weg herüber in die USA zu machen. Und dann gibt es da noch die bürokratischen Hindernisse. Zur Einreise in die Vereinigten Staaten benötigt man ein Visum…

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