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Traumwelt des Intellektuellen

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Wie macht man aus einem langatmigen Oratorium eine spannende Oper? Der deutsche Regisseur Harry Kupfer zeigt das bei seinem Bregen-zer Festspieldebüt brillant am Beispiel von Hector Berlioz' „La Damnation de Faust" - „Fausts Verdammnis". Aus 20 sperrigen Einzelszenen frei nach Goethe wird das Stationendrama eines Intellektuellen, der aus der fatalen Realität in die Traumwelt eines Logentheaters im Stil des 19. Jahrhunderts flüchtet und hier die Bilanz seines Lebens zieht. Doch bei Berlioz findet, im Gegensatz zu Goethe, die Erlösung nicht statt. In einem spektakulären Höllenritt geht seine Seele verloren, Margarethe dagegen wird verklärt.

Kupfers bis ins Detail durchdachte und durchgestaltete Inszenierung lebt von immer neuen Einfällen und Uber-raschungen, aber auch von einer starken inneren Logik und Symbolkraft der Bilder und Figuren. Seine Auseinandersetzung mit der Ausweglosig-

keit von Fausts Schicksal wird zur kritischen Abrechnung mit Krieg und Gewalt und zum außergewöhnlichsten Opernereignis der letzten Jahre in Bregenz.

Die musikalische Umsetzung ist diesem Geniestreich ebenbürtig. Dem Russen Vladimir Fedoseyev gelingt es, in Berlioz farbenprächtiger, aber uneinheitlicher Musik den großen Bogen zu spannen, die Wiener Symphoniker avancieren einmal mehr zum Top-Opernorchester, die Chöre aus Sofia, Wien (Volksoper) und Bregenz sind durchschlagskräftig. Keine Wünsche auch bei den Solisten: Beatrice Uria-Monzon mit hohem Mezzo ist eine berührend-kindliche Margarethe, Mozart-Tenor David Kuebler von der Wiener Staatsoper wandelt sich hier zum dramatisch zupackenden Faust ohne jede Höhenangst, Philippe Rouil-lon als elegant-hinterhältiger Mephi-stopheles ist, wie die ganze Produktion, einfach „verteufelt gut".

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