Dies ist Mister Anthony Bur-gess zweites Buch über Shakespeare; sein erstes, der Roman „Nothing like the sun", war der gewagte Versuch, Shakespeare den „Wörterschmied" neu erstehen zu lassen. Der Roman war eine Glanzleistung, denn Burgess selbst zählt zu den Meistern der englischen Sprache.
Im Vergleich dazu ist seine Shakespeare-Biographie ein eher nüchternes Buch, versucht er sich dabei doch auch möglichst getreu an historische Fakten zu halten.
Gezwungenermaßen ist eine ganze Menge über die englische Geschichte und über die Zeitgenossen des großen Dichters in diese Biographie eingeflossen. Denn es bleibt eine Tatsache, daß wir nicht allzuviel über Shakespeares Leben wissen. Burgess versucht deshalb auch wie seine Vorgänger, Fakten zum Leben Shakespeares aus dessen Sonetten und Theaterstücken heraus-zudestillieren. Selbst ein phantasiereicher, geistvoller Autor, sind seine Mutmaßungen zumeist brillant und überzeugend.
Was Burgess* Schilderung des historischen Hintergrundes anlangt, hängt er vielleicht zu sehr einer englischen Historikerschule an, die dazu tendiert, die „Aben-teuerhaftigkeit" des Elisabetha-nischen Zeitalters zu überschätzen, während sie Jakob I. unterschätzt.
Aber davon jetzt abgesehen:„Shakespeare" ist sowohl eine glaubwürdige Ergänzung zu Burgess* Werk als auch eine interessante, zeitweise sogar äußerst originelle Biographie.
SHAKESPEARE. Eine Biographie. Von Anthony Burgess. Claassen-Verlag, Düsseldorf 1982. 331 Seiten, geb.. öS 273,60.
