6913646-1981_17_20.jpg
Digital In Arbeit

Unsterblicher Mr. Foe

Werbung
Werbung
Werbung

Hätte man Mr. Foe gesagt, eines seiner Werke würde sich noch Jahrhunderte nach dem Tod des Autors als Kinderbuch größter Beliebtheit erfreuen, er hätte ungläubig den Kopf geschüttelt. Er hielt sich für einen Politiker und Publizisten.

Der Sohn des Fleischhauers Foe beteiligte sich bereits als junger Mensch am Kampf der „Dissenters“ gegen die anglikanische Hochkirche. Diese „andersgläubigen“ oder „nonkonformistischen“ Christen (unter ihnen Katholiken ebenso wie Methodisten, Baptisten, Unitarier usw.) wurden unter den Stuarts verfolgt. Foe mußte flüchten. Nach seiner Rückkehr Fügte er seinem Namen ein verschönerndes „de“ zu und begrüßte nun als Daniel Defoe den neuen König.

Wilhelm von Oranien war 1688 in England gelandet, im nächsten Jahr wurde die Duldung der „Dissenters“ proklamiert. Defoe veröffentlichte eine Schrift zur Verbesserung der Volkswirtschaft, verteidigte in einer Satire den neuen Herrscher, übernahm nach einem kurzen Intermezzo im Gefängnis diplomatische Aufgaben und verfaßte dann ein Buch, um darin einen freien Menschen zu loben, der alles der eigenen Kraft und Geschicklichkeit verdankt. Diese „Abenteuer des Robinson Crusoe von York“ (1719) wurden als Programmschrift eines natürlichen Lebens bereits von Rousseau gerühmt.

Der Erfolg veranlaßte den Autor, dem ersten Buch noch einen zweiten und dritten Band hinzufügen.

Defoe starb 1731 in London trotz des Erfolges in großer Armut. Nun, 250 Jahre nach seinem Tod, ist „Robinson“ weiterhin ein unsterbliches Werk der Jugendliteratur und ein Beispiel dafür, daß die ursprünglichen Absichten eines Autors oft verblassen, sobald sein Buch ein Eigenleben gewinnt.

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung