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Verachtung und Gewalt

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Vom Frauenkörper als „Blickfang“ lebt auch die Pornographie. Die Grenzen sind fließend zwischen jenem sattsam bekannten Werbespruch der Installateure „Wer heizt mir ein?“ samt leichtbekleidetem Mädchen und den „Darstellungen von Frauen als bloßen Sexualobjekten, die beim männlichen Betrachter den Eindruck erwecken, der Mann könne über die Frau beliebig verfügen und sie beherrschen“. So im Wortlaut die denkwürdige Klage prominenter Frauen im Sommer 1978 gegen die Zeitschrift „Stern“.

Porno-Hefte, -Filme und -Videos sind — nicht zuletzt durch eine Pseudo-Liberalisierung des öffentlichen Bewußtseins in sexuellen Belangen — fast salonfähig geworden. Und sie sind etwa in den USA, in der BRD mächtige Wirtschaftsunternehmen. In Dänemark rangiert die Pornoindustrie als nationaler Wirtschaftsfaktor an dritter Stelle!

Pornographische Darstellungen wenden sich in erster Linie an Männer aller Altersstufen und vermitteln ihnen die Frau als jederzeit benutzbares Objekt, das ihnen ausgeliefert ist. Nicht um die erotische Phantasie anregende Bilder und Texte geht es in diesen einschlägigen Produkten,

sondern die erniedrigte, gefolterte und zerstörte Frau ist — so meinen Feministinnen — die Antwort der Männer auf die Emanzipation der Frauen.

Mittlerweile haben wissenschaftliche Untersuchungen amerikanischer, kanadischer und deutscher Psychologen nachgewiesen, daß die stark zunehmende „harte“ Pornographie (das sind sexuelle Darstellungen in Verbindung mit Gewalttätigkeiten und sexueller Mißbrauch von Kindern und Tieren) sexuelle Aggressionen steigert und vorhandene Hemmschwellen abbaut.

Für die Konsumenten pornographischer Erzeugnisse geht es also weniger um Lust, sondern um Macht, um die Erniedrigung und Verachtung von Frauen durch Männer. Daß manchmal auch Selbsterniedrigung und Selbstverachtung von Frauen dabei „mitspielt“, zeigt, wie tief verwurzelt auch bei den Frauen selbst die Geringschätzung gerade auch der eigenen Sexualität sein kann.

In der Werbung, in der Pornographie Frauen zu „benützen“, steht als Verstoß gegen deren Würde mit dem Antisemitismus oder dem Rassismus in einer Rei-

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