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Verdammte in den Todeszellen

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Albaniens demokratische Regierung tut sich noch schwer, im Strafwesen die Lasten des alten kommunistischen Regimes abzuschütteln. So warten in den Todeszellen - wie einst unter dem roten Diktator Enver Hodscha -auch heute wieder Kriminelle auf ihre Hinrichtung. Und wie seinerzeit wissen die Verdammten weder das Datum der Exekution noch wie sie vollzogen werden wird.

Die Richter allein haben es in ihren Händen, ob die Verbrecher im Hinterhof eines Gefängnisses am Galgen baumeln müssen oder - wie im Falle der Brüder Dit-bardh (21) und Josif Cuko (24) -ob sie an Bäumen zur angeblichen Abschreckung öffentlich zur Schau gehängt werden.

In den beiden zuletzt bekanntgewordenen Fällen wurden die zwei Mörder Fetah Seferi (28) und Fat-mir Gegici (39) auf einen Friedhof nördlich der Hauptstadt Tirana gefahren und vor ihrer zukünftigen Grabstätte durch einen Genickschuß um ihr Leben gebracht. Die Gewalttäter waren des wiederholten Totschlags für schuldig befunden worden und konnten deshalb mit keiner Begnadigung durch Präsident Berisha rechnen.

Menschenrechtsorganisationen wie amnesty international kennen Fälle, in denen die Indizien für eine Tat vage und die Zeugenaussagen in sich widersprüchlich waren und trotzdem ein Urteilsspruch zuungunsten des Angeklagten erfolgte. Doch nicht nur für das Delikt Mord wird in Albanien mit Mord geantwortet. Ähnlich wie in kommunistischen Zeiten verhängen die neuen Demokraten für elf Tatbestände, darunter Unterschlagung, Vergewaltigung, Landesverrat und Spionage, weiterhin auch die Todesstrafe. Einzige Neuerung im Strafgesetzbuch: Seit Juni müssen Frauen für all diese Delikte nur noch mit lebenslanger Haft büßen, bleiben nur noch die Männer vom Todesspruch betroffen.

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