7040142-1990_13_18.jpg
Digital In Arbeit

Vergänglichkeit

Werbung
Werbung
Werbung

Die Sanduhr, sichtbares Fließen der Zeit. Vergänglichkeit und Tod als Themen dieser zum Teil schon bekannten Lyrik von Janko Ferk. Dazu Abtreibung, Völkerhaß, Ge- nozid. Weitgehend also unsere Welt. Was der Dichter hier träumt und was ihm bewußt wird, vergeht, sinkt ab, wird zu Stein, vielleicht be- moost, vielleicht vergraben im Sand, ewig so, ohne die Schwärze des Todes, ohne die Leiden des Menschseins. Doch trotz dieser Aussicht scheint dem Dichter nichts als Trauer zu bleiben, da auch die Liebe verfällt. Diese sieht er nicht mehr als „ewige rose", sondern als Weide, weinend neben dem Grab. Was anderen das Wort, das Licht, das Leben, die Liebe, ist ihm nur Tod und die Angst. Der Tod als „schönste nuance / des schwarzen", und das erinnert an Georg Trakl, den Josef Nadler als den „verlieb- testen Liebhaber des Todes" be- zeichnete. Die Dichtung Ferks weist also Bresthaftes, ja Zerbrochenes auf: „der engel / sang nicht / posau- ne / sondern trompete", das Opfer, es geht verloren, den Menschengist nicht zu helfen. Die Bilder, die der Dichter zerstört, sind ihm in ihrer Kraft nicht wirksam genug, und er ersetzt sie, etwa durch „gott / schnitzte / die schwarze flöte / aus lebendigem holz // die tänzerin / tanzte / nach dieser musik / den tanz des todes". Tanz immerhin, Kunst. Von Auferstehung ist nicht die Rede.

Janko Ferk, Slowene aus Kärn- ten, zweisprachig, möchte frei sein von seinen Gedanken, um nicht der Einsamkeit zu verfallen, deren Zweipoligkeit und daher lichtbrin- gende Kraft er, mag sein, gar nicht sieht.

VERGRABEN IMSANDDERZEIT. Von Janko Ferk. Slowenisch/Deutsch/Englisch. Verlag Edition Atelier, Wien 1989.62 Seiten, öS 98,-.

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung