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Verkauftes Altösterreich

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Ausschnitte aus den Werken von Fritz von Herzmanovsky-Orlando bietet heuer das Salzburger Straßentheater. Oskar Fritz Schuh und Friedrich Torberg haben unter dem Titel „Reise nach Tarockanien” eine Collage erarbeitet. Diese Ausschnitte bringen die komödiantischesten Szenenteile, werden begleitet von einer Conference, die, von Torberg verfaßt, über das oft köstlich Abstruse Altösterreichs informiert, so daß die witzigen Übersteigerungen Herzmanovsky-Orlandos ins Kauzige auch von Zuschauern aus dem Ausland gewürdigt werden können.

Da unterhält sich Kaiser Franz Joseph an die vierzig Jahre vor Erfindung der Eisenbahn mit der Bahnwärterstochter Nozerl, die bei einer Bahn Dienst macht, deren Züge von einem Dackel angekündigt werden. Dem Milchneffen Metternichs, Apoll von Nichts, fährt auf der Suche nach seiner Schwester das Vorderteil seiner Kalesche davon, wobei laut Polizeiminister Sedlnitzka auf dem Bock ein gewisser Karl Marx saß, der angeblich einmal gefährlich werden wird. Der Militärat- tachė Faad von Hohentumpberg entdeckt in China in einem Käfig ein als Kanari vermummtes geraubtes weibliches Wienerkind. Und schließlich predigt Pater Knąjakal böhmakelnd über heüige Schebastian, was war Oberleitnant in remisches Armee. Der „Metaphysiker der Wiener Hofburg”, wie Herzmanovsky-Orlando genannt wurde, zeigt sich da unermüdlich im Erfinden k. u. k. drolligen Widersinns.

Ute Radkohl ist ein munter ursprüngliches Nozerl, Albert Rueprecht karikiert in drei Rollen verhalten altösterreichische Aristokraten. Fritz Holzer exzelliert als Pater Knąjakal. Die Confėrence spricht Peter Uray, der auch einen polnischen General darstellt. Voh Ursula Schuh stammt der witzige Hintergrundprospekt mit Bergspitze und darüber schwebenden Tarockkarten.

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