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... ohnedies für alles zuständig

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In Herbert Eisenreichs Fragment „Die abgelegte Zeit” ist ein Nachruf auf eine verstorbene alte Wienerin wiedergegeben. Diese Notiz gibt das wieder, was ich von Hunferten Wienerinnen sagen kann: „Sie wirkte in der Stille, selbstlos und hilfsbereit, war eine Trösterin der Bedrückten, eine Beschützerin der 'Tiere und eine Freundin von allem Guten und Schönen.” Frauen sollten in ihren individuellen Möglichkeiten, die ohnedies geringer als die der Männer sind, nicht durch einen gesetzlich verpflichtenden Sozial-dienst beschränkt wer den. Aus mehreren Gründen bin ich gegen die allgemeine Wehrpflicht der Männer und für Freiwilligkeit und Berufsheer. Noch mehr aber bin ich gegen eine allgemeine Sozialdienstpflicht der Frauen. Frauen sollten in ihren Entfaltungsmöglichkeiten durch den Staat gefördert, und nicht zu ihrem Glück gezwungen werden. Sie leisten ohnehin noch immer und immer wieder individuell private Sozialdienste im kleinen Bereich. Man kann sie wie die Männer zu öffentlichen Sozial -diensten ermutigen und ermuntern, zwingen soll man sie nicht. Sie kriegen nicht nur die Kinder, sondern ziehen sie noch humer auf, bauen ihre Beziehungen auf, erziehen sie, sind ihre besten Lehrerinnen, bilden sie, sind für die individuellen und sozialen Emotionen als Herz der Familie da, für Nächste, Nachbarn, Bekannte und Fernste, sind meist noch für Feste und Feiern und die bessere Welt zuständig, für die Kranken, für die immer größer werdende Anzahl von Alten und Älteren und für die Begleitung zum Sterben. Es gibt immer auch Männer, die das alles tun oder das alles auch tun. Aber es ist noch nicht, die Regel, und es ist auch noch nicht regelmäßig partnerschaftlich. Daher ergibt sich aufgrund der Erfahrungen des täglichen Lebens eher die Konsequenz eines verpflichtenden Sozialdienstes für Männer.

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