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Vom Seziersaal

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(Grazer Kulturhaus, Elisabethstraße 30; bis 13. April) Diese Ausstellung ist unmöglich auf herkömmliche Weise zu „konsumieren”. Herbert Boeckls Bilder und Zeichnungen zur „Anatomie”, dem 1931 entstandenen 01-büd, das im Seziersaal des Wiener Franz-Joseph-Spitals gemalt wurde, waren vorher in Salzburg zu sehen. Die großformatigen Skizzen von Leichen lassen erkennen, daß es Boeckl um die Darstellung ohne metaphysische Überhöhung, um eine beinahe leidenschaftslose Schilderung einer Realität ohne Verzerrung ging.

So grandios diese Anatomien, die unwillkürlich an architektonische Skizzen erinnern, auch sind, so grandios die farbliche

Gestaltung der Ölbilder künstlerisch überzeugt, ist es dem Betrachter doch unmöglich, über den Büdgegenstand hinwegzusehen. Boeckl verdankt die Steier-. mark eines ihrer schönsten religiösen Kunstwerke, die Fresken in der Engelskapelle der Abtei Seckau; man fragt sich unwillkürlich, wie der Maler imstande war, diese so intensiven Anatomie-Studien psychisch durchzuhalten.

.Als ich die Anatomie gemalt hatte, überkam mich eine große Verlassenheit” sagte Boeckl 1935 dazu im Rundfunk. Dem Betrachter dieser Bilder ergeht es nicht anders.

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