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Von Schöpfung und Sünde

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Franz Schupp, früherer Innsbrucker Dogmatik Professor, heute Philosoph in Paderborn, legt das Werk „Schöpfung und Sünde" mit dem langen Untertitel: „Von der Verheißung einer wahren und gerechten Welt, vom Versagen der Menschen und vom Widerstand gegen die Zerstörung" vor.

Das umfangreiche und von stupen-der Kenntnis der kirchlichen Tradition zeugende Opus scheint nur vordergründig aktuell: Schupp geht es um eine Neuinterpretation der biblisch-christlichen Lehre von Schöpfung und Erbsünde.

Methodisch ist der Autor der angelsächsischen Tradition der analytisch-sprachkritischen Philosophie verpflichtet, die dazu führt, die Schöpfungsaussage nicht als Tatsachenbericht, sondern als Verheißung zu lesen, als Hoffnung auf eine wahre und gerechte Welt. Nicht als Sehnsucht nach einem verlorenen Paradies, sondern als erinnerte Zukunft geht in sie immer auch die Erinnerung an das geschichtliche Versagen des Menschen ein - an das, Was mit dem mißverständlichen Wort „Erbsünde" ausgedrückt wird.

Schupp gelingt es, die alte, aber kaum mehr gehörte dogmatische Binsenwahrheit neu zu deuten, daß nämlich Schöpfungs- und Erbsündenlehre im systematischen Zusammenhang stehen, daß aber nicht gefragt wird, wie die Welt entstanden ist, sondern wie wir mit der durch schuldiges Handeln beschädigten Welt verantwortlich umgehen können und sollen.

Das Buch zeichnet sich auch dadurch aus, daß es eine Fülle von Informationen der Religions- und Philosophiegeschichte vom alten Ägypten bis zum 20. Jahrhundert bietet. Jedes der 23 Kapitel wird am Ende thesenhaft präzise zusammengefaßt, was die Verständlichkeit sehr erleichtert Schupps Werk mündet in ein Plädoyer für eine zeit- und sachgerechte Lebenshaltung der Selbstbeschränkung aus Verantwortung für die Welt. SCHÖPFUNG UND SÜNDE. Von Franz Schupp. Patmos Verlag, Düsseldorf 1990. 608 Seiten, öS 388,50.

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