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WAA-ade?

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Derzeit sind wir Bayern in großer Bedrängnis, aber ohne Hoffnung, daß wir von den Österreichern Hilfe zu erwarten hätten. Stellt Euch vor, liebe Nachbarn:Man will uns die atomare Wiederaufbereitungsanlage in Wackersdorf wegnehmen.

Nun sind wir ja fast so ein trotziges Volk une Ihr und stehen prinzipiell auf dem Standpunkt: Auch wenn die meisten von uns gar keine WAA wollen, wegzunehmen brauchen wir sie UTIS weder von den Österreichern noch von den Preußen oder den Franzosen lassen.

Meine persönliche Position war sowieso in dieser Frage immer klar und am österreichischen Vorbild orientiert: Die Proteste und Demonstrationen gegen Wackersdorf fand ich verfrüht, denn man kann so ein Werk erst ohne Gefährdung der Arbeitsplätze stillegen, wenn es fertig ist.

In unserem ebenso denk-wie merkunirdigen Versöhnungswerk für Bayern und Österreicher „Brüder im Al-penglühn“ haben meine Kollegen und ich dafür plädiert, auf Wackersdorf das Modell Zwentendorf anzuwenden. Darum haben unr bereits Pläne für eine gemeinsame touristische Nutzung ausgearbeitet.

Aber jetzt ist unsere Ruine noch nicht einmal halb fertig, und Ihr müßt zum Protestieren gegen die WAA bis an die französische Atlantikküste nach Le Hague fahren. Die Betreiber der Wiederaufbereitungsanlage aus der deutschen Atomindustrie und Nuklear-Wirtschaft haben die Politiker der Union brav weiterkämpfen lassen und hinter deren Rücken eine Frontbegradigung ausgehandelt. Die erweiterte französische WAA in Le Hague wäre bereit, den bestehenden Vertrag so auszuweiten, daß auch alle deutschen Brennstäbe renoviert werden könnten.

Nun steht die Bayerische Staatsregierung in voller Atomrüstung auf den Barrikaden, aber hinter ihr steht keine Front mehr, außer Helmut Kohl, der sowohl dafür als auch dagegen ist.

Wir Bayern können aber überhaupt nichts entscheiden, weil unr die WAA in Wackersdorf nur im Auftrag des Bundes und der anderen Bundesländer übernommen haben, was leider die Oster-reicher in ihren antibayerischen Aggressionen nie zur Kenntnis nehmen wollten.

Für Euch gibt es aber auch keinen Grund zum Triumph. Unsere Industrie vnll nämlich nur deshalb nach Frankreich ausweichen, weil die Wiederaufbereitung dort um viele Milliarden billiger kommt, denn die perfektioni-stischen deutschen Sicherheitsauflagen fallen dort weg.

Wenn aber eine WAA in Le Hague hochgeht, ist sie zwar etwas weiter von Osterreich entfernt als Wackersdorf, aber noch lange nicht so weit une Tschernobyl.

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