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Weltgeschichte(n)

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Völlig nette Mittel sollen Österreichs Skirennläufer zu Höchstleistungen anspornen. Künftig wird schon beim Training echte Rennatmosphäre simuliert. Sie werden Startnummern tragen. Aus längs der Pisten montierten Lautsprechern wird ihnen ein imaginäres Publikum entgegenjohlen.

„Sowas brauchen wir auch“, sagte am nächsten Morgen Sixtus Lanner zu einem der Jungtechnokraten der Abteilung für psychologische Kriegführung in der ÖVP-Bundespartei-leitung.

„Diskret im Ohr getragene Kopfhörer sind jetzt beim Fernsehen Hochmode“, sagte der Experte, „wir könnten auch den Bundespartei-obmann bei TV-Diskussionen — etwa mit Leopold Gratz — damit ausrüsten. Ich denke dabei an anfeuernde Zurufe wie ,Beiß z'ruck!' oder ,Gib eahm Saures!', unterlegt mit Originalton von einem Boxkampf.“

„Und wenn das nix nutzt?“ sagte Lanner.

iX>ann“, sagte der Jungtechnokrat, „greifen wir zu einem Spezialschrei ,Jo-scheeel', aufgenommen von der Bezirksorganisation Hietzing, die das dafür einzig in Frage kommende Schönbrunner Hochdeutsch am besten beherrscht.“

„Nicht schlecht“, sagte Lanner, „aber wir müßten den Chef auch für seine hautnahen Kontakte mit dem Volke besser präparieren.“

„Lassen wir ihn halt unter Ernstfall-Bedingungen trainieren“, sagte der Fachmann, „ich könnte eine .Volksgedränge-Box“ konstruieren, in der er täglich eine Stunde im schwarzen Anzug verbringen muß.“

„Und wie soll die aussehen?“

„Ganz einfach. 50 Grad Celsius, äußerste Enge, Püffe von allen Seiten, und er muß die ganze Zeit Witze erzählen, die auf Band aufgenommen und ihm nachher vorgespielt werden.“

„Wir müssen“, sagte in einem am gleichen Tag von Tscharli Blecha einberufenen Brainstorming mit den Psychologen Hacker und Sluga der letztere, „den Kanzler bei der Arbeit positiv aufladen. Projizieren wir ihm doch eine Photomontage des Maria-Theresien-Denkmals an die Wand, wobei wir aber die Kaiserin durch den Bundeskanzler ersetzen. Das würde ja auch seiner historischen Bedeutung entsprechen.“

„Großartig“, sagte Hacker, „außerdem lassen wir von einem Endlosband gedämpft ,Gott erhalte!' abspielen.“

„Genial“, sagte Sluga, „wenn er sich trotzdem noch über etwas ärgert, legen wir ihm einen Zeitungsausschnitt auf den Tisch, Otto Habsburg habe bei einem Empfang vorgeschlagen, die rotweißrote Fahne durch eine schwarzgelbrote zu ersetzen. Das freut ihn sicher riesig.“

,JClaß“, sagte Blecha, „und vielleicht überreicht ihm bei irgendeinem Anlaß Cassius Clay eine Demel-Torte?“

„Und was“, sagte Tassilo Broesigke zu FPÖ-Hauptgeschäftsführer Bogner, „machen wir für unseren Parteichef?“

„Wäre“, sagte Bogner vorsichtig, „der Badenweilermarsch und eine synthetische Führer-Stimme .Mein Auge ruht auf dir!' zuviel des Guten?“

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