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Wenn die Puppen tanzen

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Großes Welttheater einmal anders bot vom 13. bis zum 17. März die Wiener Volkshochschule Stöbergasse. In diesen Tagen fand nämlich unter dem Titel „Zeit der Puppen" das vierte internationale Puppentheaterfestival in der Stöbergasse statt.

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Großes Welttheater einmal anders bot vom 13. bis zum 17. März die Wiener Volkshochschule Stöbergasse. In diesen Tagen fand nämlich unter dem Titel „Zeit der Puppen" das vierte internationale Puppentheaterfestival in der Stöbergasse statt.

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Für Kinder gab es da Wohlbekanntes und Märchenhaftes: Pinocchio und Kasperl genauso wie die tschechische Kindergeschichte Kubula und Kuba Kubikula sowie (für die größeren) „Die Zauberflöte".

Opern waren es auch, die heuer das Erwachsenenprogramm prägten. Abends wurden „Bastien und Bastien-ne", „Don Juan" und „Die Bettleroper" gegeben. Gerade dieses Stück hat eigentlich von Grund auf eine starke Affinität zum Puppentheater. Nicht Pomp und Aufwand charakterisieren diese Inszenierung, der Titel Bettleroper wird vielmehr als programmatische Leitlinie genommen.

Gleich einem fliegenden Händler, der durch die Welt zieht, trägt auch der Puppenspieler einen Bauchladen mit sich herum, quasi eine Bretterkiste, die für ihn und seinesgleichen ebenso die Welt bedeutet wie für andere große Theater und technisch komplizierte Bühnen. Ein Ein-Mann-Orchester, ein Ein-Mann-Chor und eine Handvoll hölzerner Darsteller sorgen für eine reduzierte, stimmigdichte Inszenierung, deren Reiz man sich wohl schwer entziehen kann.

Wie faszinierend Puppentheater auch für Erwachsene sein kann, das hat man in der Stöbergasse bei vorhergegangenen Puppenspielertagen erfahren. „Voriges Jahr waren die Vorstellungen für Erwachsene alle ausverkauft", bestätigt Monika Schlögl, eine der Organisatoren. Sie bestreitet allerdings nicht, daß es schwierig ist, die Erwachsenen ins Puppentheater zu bringen. Besonders jene, die damit noch keine Erfahrung haben. „Wir wollen zeigen, daß das kein Kasperltheater ist", sagt Monika Schlögl, „davon kann man auch ein Fan sein, genauso wie von Jazz."

Fans und Theatermacher in Sachen Puppentheater gibt es im Ausland sicher mehr als in Österreich. Die Puppenspieler, die in die Stöbergasse kamen, stammten aus Deutschland, Tschechien und der Slowakei. Besonders in diesen beiden Ländern hat Puppentheater für Erwachsene eine lange Tradition, ebenso wie in der Schweiz.

Hierzulande gibt es neben der bekannten Salzburger Marionettenbühne in Wien das Puppentheater Lilarum, das regelmäßig Erwachseneninszenierungen im Programm hat.

Theaterchefin Traude Kossatz macht übrigens ähnliche Erfahrungen wie die Stöbergasse: die Leute können sich unter Puppentheater für Erwachsene einfach nichts vorstellen. „Da hilft nur eins", sagt sie, „spielen, spielen, spielen und dabei besonders auf Qualität achten. Daß es „Der große Narr", ein Stück über die letzten Lebenstage von Ferdinand Raimund, das demnächst zu sehen sein wird, nicht unbedingt ganz leicht haben wird, das weiß sie jetzt schon. Aber sie tröstet sich mit dem Wissen, „die, die einmal bei uns waren, kommen in der Regel wieder."

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