Der Herbst in Friaul spielt wieder alle Trümpfe aus: milde Lüfte, goldenes Weinlaub, rubinroten Merlot und die herzhaften Wunder der friula-nischen Küche. An Österreich erinnern Auto-Aufkleber mit dem Doppeladler, Nepomuk-Kapellen, cotoletta alla viennese. Und die Friedhöfe am Isonzo.
Monumentalbauten in Görz-Oslavia und in Redipuglia feiern die „morti gloriosi" Italiens. Der schlichte k.u.k. Kriegerfriedhof von Fogliano (vom Land Steiermark ordentlich erhalten) verzichtet auf Heldenpathos: Ins Gras gebettete Steinkreuze tragen Namen, die nicht nur Einzelschicksale, sondern auch Geschichte sind: Leopold Schein neben Franz Go-dec, Banes Istvan, Anton Forlanice und Abraham Feldbrandt. Denn auch Italiener und Juden starben für Österreich. 14.550 Kriegstote werden hier memoriert.
Eindrucksvoll die italienische Schlachtendarstellung auf dem Höhenrücken von San Michele, am bewegendsten die slowenische im mehrsprachigen Museum von Kobarid, dem einstigen Karfreit, wo die größte Ge-birgsschlacht der Menschheitsgeschichte tobte: vom 24. Oktober bis zum 9. November 1917.
„Tot proeliis sacra iuventus", klagt ein italienisches Mahnmal. Bis zum heutigen Tag wird „heilige Jugend" für „so viele Schlachten" geopfert: 60.000 lautete die offizielle Zahl der Gefallenen damals, doppelt so viele waren es mit den Folgetoten und Zivilisten. Und wofür sind sie alle gestorben?
Vergeblich war das Opfer der tapferen Italiener, die in elf Schlachten die Österreicher immer weiter zurückdrängten. Vergeblich der Heldenmut der k.u.k. Armee, die mit deutscher Hilfe in der zwölften Isonzo-Schlacht das „Wunder von Karfreit" vollbrachte und die Italiener zurück bis zur Piave trieb: Andere diktierten ein Jahr später die Bedingungen des Friedens, der den Keim eines neuen Weltkriegs in sich trug.
Ein eigenes Mahnmal nahe dem Predil-Paß feiert die tapferen Bosniaken. Heute zerfleischen sich die bosnischen Waffenbrüder von einst, während ihre Politiker längst die Beute verteilt haben. Der Cabernet Franc „Isonzo" funkelt plötzlich wie Blut im Glas.
