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Wilna zwischen Litauen und Polen

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Als sich die Baltenstaaten 1918 für selbständig erklärten, blieben ihre Grenzen noch lange umstritten. Die Litauer hatten zunächst Wilna (Vilnius), die historische Hauptstadt des mittelalterlichen Großfürstentums, zum Regierungssitz gewählt, mußten die Stadt aber räumen, als im Jänner 1919 die Bolschewiken nahten.

Als diese im Frühjahr wieder abzogen, kamen von der anderen Seite polnische Truppen und besetzten Wilna, bevor noch die Litauer wieder einziehen konnten. Erst der Rückzug der Polen und der Friede von Moskau im Juli 1920 sprach das umstrittene Gebiet Litauen zu. Am 26. August 1920 wurde Wilna erneut zur Hauptstadt proklamiert.

Im Vertrag von Suwalki anerkannte Polen die neue Grenze -aber schon zwei Tage später, am 9. Oktober 1920, besetzte der polnische General Zeligowski die Stadt - nicht beauftragt, aber gerne gesehen von. Polens starkem Mann, Jöszef Pilsudski, der von einem neuen Jagellonischen Reich träumte.

Für eineinhalb Jahre lebte „Mittellitauen" als Pufferstaat mit polnischer Administration und Amtssprache. Die Litauer mußten emeut ihren Regierungssitz nach Kowno (Kaunas) verlegen.

Bei den Wahlen zum Sejm am 8. Jänner 1922, wozu „Mittellitauen" um zwei rein polnische Bezirke im Norden und Süden „ergänzt" wurde, ergab sich eine polnische Zweidrittelmehrheit. Am 20. Februar 1922 - vor 70 Jahren - beschloß der Landtag den Anschluß an Polen. Erst der Einmarsch der Sowjets 1940 gab Wilna wieder an Litauen zurück -der Streit ist nun wieder neu aufgeflammt.

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