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Wird sie überleben...?

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Ein neuer Versuch der Staatsoper, Bichard Strauss' „Daphne“, die „bukolische Tragödie“ von 1936/37, für das Repertoire zurückzugewinnen. Doch auch diese Neueinstudierung der 1964 von Rudolf Hartmann und Rudolf Heinrich für die Festwochen im Theater an der Wien geschaffenen und ins Haus am Ring übersiedelten Inszenierung beweist, daß man ohne große, strahlende Stimmen dieses Werk leicht missen kann. Denn die paar hymnisch-verklärten Kantilenenbögen, die wenigen wirklich packenden Dialogszenen können kaum über die musikalische Blutleere und artistische Eleganz hinwegtäuschen.

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Ein neuer Versuch der Staatsoper, Bichard Strauss' „Daphne“, die „bukolische Tragödie“ von 1936/37, für das Repertoire zurückzugewinnen. Doch auch diese Neueinstudierung der 1964 von Rudolf Hartmann und Rudolf Heinrich für die Festwochen im Theater an der Wien geschaffenen und ins Haus am Ring übersiedelten Inszenierung beweist, daß man ohne große, strahlende Stimmen dieses Werk leicht missen kann. Denn die paar hymnisch-verklärten Kantilenenbögen, die wenigen wirklich packenden Dialogszenen können kaum über die musikalische Blutleere und artistische Eleganz hinwegtäuschen.

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Gewiß „Daphne“ ist ein Werk für Connoisseurs, aber selbst ihnen wird die idyllisch-mythologische Langeweile des Gregor-Textes, die gekünstelte Frische und Parfümiertheit von Musik und Szenerie zuviel. Hartmanns Regie wie Heinrichs delikat-schimmerndes Bühnenbild unterstrichen schon 1964 die tonige Atmosphäre. Farbengeschummer und Geziertheit überwiegen, anstatt daß man diese „Daphne“ in ein klares, strahlend helles Arkadien stellte. Und es blieb auch jetzt wieder alles beim alten: Daphne muß sich mit Bühnenschleiern und Mondesfinsternis und ein paar dürftigen, kaum motivierten Lichtspielen begnügen, wie man sie in Nachtklubs vielleicht goutieren mag. Ob das die richtigen Voraussetzungen sind, das Werk im Repertoire zu halten? Wird „Daphne“ letztlich überleben ... ?

Die Besetzung wirkt wenig ausgeglichen. Einzig Mimi Coertse verfügt über die richtige Partiekenntnis. Ihr noch immer geschmeidiger Koloratursopran wirkt zwar gelegentlich schon etwas dünn, aber sie versteht Daphne menschlich zu gestalten, ihr Wärme, scheue Verhaltenheit, Eleganz zu geben.

Jean Cox ist über seine Apollo-Jahre schon weit hinaus. Ein bedauernswerter Gott, als Tenor wie optisch. Manfred Schenk (Peneios) und Donald Grobe (Leukippos) lassen stimmlich eine Menge Wünsche offen. Margrita Lilowa gefällt, wie stets, durch die kultivierte Führung ihrer schönen Altstimme. Die übrigen Partien und der Chor: um solide Leistungen bemüht.

Horst Stein setzte zwar sein ganzes Engagement und Können ein, Sänger und Orchester über die spürbaren Leerläufe der Partitur hinwegzubringen. Daß es nicht überall gelang, war nicht seine Schuld.

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