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Zagreb: „Klagemauer" gegen Blauhelme

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In Kroatien hat das UN-Ansehen einen Tiefpunkt erreicht. In Zagreb protestiert die Bevölkerung gegen die Hilflosigkeit der Blauhelme.

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In Kroatien hat das UN-Ansehen einen Tiefpunkt erreicht. In Zagreb protestiert die Bevölkerung gegen die Hilflosigkeit der Blauhelme.

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Die Mauer ist bereits mehr als 300 Meter lang. Rund 15.000 schwarze und rote Ziegel türmen sich rund um das Hauptquartier der ünprofor in Zagreb. Jeder Stein hat eine Nummer oder trägt den Namen eines getöteten oder vermißten Kroaten. Tag für Tag kommen Menschen hierher, um zu beten oder eine Kerze anzuzünden. Ahnliche, wenn auch kleinere Mauern aus solchen Ziegelsteinen wachsen vor mehreren ausländischen Botschaftsgebäuden. Mit diesen „Klagemauern" wird gegen die ünprofor protestiert.

Die Kritik richtet sich nicht so sehr gegen die Organisation selbst, wie immer wieder betont wird, sondern gegen die Hilflosigkeit und Wirkungslosigkeit der Blauhelme. Initiiert haben den Mauerbau Anfang Oktober Frauen, die ihre Ehemänner, Söhne oder Töchter suchen oder verloren haben.

Auch einige Lastwagenfahrer aus Westeuropa blockierten für einige Stunden den Eingang des Gebäudes. Sie protestierten gegen die Ableh-

nung einer Escorte für ihre Hilfsgütertransporte.

„Obwohl die ünprofor hier ist, mußten 6.000 Menschen aus den geschützten Zonen flüchten, 600 wurden sogar getötet", klagt der Flücht-

lingsbeauftragte, der kroatischen Regierung, Adalbert Rebic, im Gespräch mit der furche. Und das, obwohl die ünprofor den Auftrag habe, die kroatische Bevölkerung zu schützen.

Auch das vorrangige Ziel der UN-Truppen, den Flüchtlingen die Rückkehr zu ermöglichen, wurde überhaupt nicht erfüllt. „Nicht ein einziger Vertriebener konnte in sein Haus in die geschützten

Zonen zurückkehren" beschwert sich Rebic. Drei lange Jahre leben die Flüchtlinge nun schon fern der Heimat und allmählich mache sie große Frustration breit. Dabei habe man in Kroati-

en der Anwesenheit der UN-Truppen nur in der Hoffnung zugestimmt, daß der Krieg beendet, die schweren Waffen kontrolliert, der Frieden etabliert und die Rückkehr der Flüchtlinge ermöglicht wird.

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